Karol Szymanowski • César Franck
String Quartets • Violin Sonatas
MDG 650 2167-2
2 CD • 1h 36min • 1992, 1994
08.07.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Detmolder Label MDG (Dabringhaus und Grimm) hat eine Partnerschaft mit Denon geschlossen, bei der u.a. auch die Wiederveröffentlichung vieler von Denons audiophilen Schätzen aus der Frühzeit der Digitaltechnik geplant ist. Die vorliegende Doppel-CD vereint den Inhalt zweier ehemaliger Einzel-CDs: Aufnahmen der beiden Szymanowski-Streichquartette und des Langsamen Satzes von Webern mit dem schweizerischen Carmina Quartet sowie die Violinsonaten von Szymanowski und Franck mit der koreanischen Geigerin Chee-Yun und dem japanischen Pianisten Akira Eguchi. Bindeglied ist natürlich hierbei der polnische Komponist Karol Szymanowski (1882-1937), dessen drei Werke durchaus recht unterschiedliche musikalische Schaffensperioden beleuchten.
Polnische Quartette im Geist der Zweiten Wiener Schule interpretiert
Das 1. Quartett Szymanowskis entstand gegen Ende des Ersten Weltkriegs 1917 unter dem Eindruck der Zerstörung des Familienguts durch Ausläufer der russischen Revolution. Nach einer kurzen, äußerst beeindruckenden Phase, in der sich der Komponist stark an Skrjabins Harmonik angenähert hatte (3. Symphonie, 1. Violinkonzert, Mythen), findet hier eine Umorientierung statt: auf der einen Seite sehr direkter Expressionismus, auf der anderen eine Rückbesinnung zu klassischen Modellen wie der Fuge. Das 2. Quartett von 1927 zeigt einen gänzlich gereiften Umgang mit polnischen Traditionen und Einflüssen der nationalen Volksmusik. Den Schweizern gelingt hier in beiden Quartetten eine emotional berührende Darbietung, die sich aber – gerade in Nr. 1 – ganz stark an den frühen, noch tonalen Beiträgen der Zweiten Wiener Schule orientiert. Konsequent daher auch die Koppelung mit Weberns Langsamem Satz von 1905. Klanglich und aufnahmetechnisch ist das überzeugend; das spezifisch polnische Idiom – wie vom Warschauer Streichquartett demonstriert – erscheint jedoch einigermaßen unterbelichtet. Dadurch gerät etwa der Finalsatz von Nr. 1 deutlich zu langsam. Eine dennoch interessante und legitime Deutung – der Webern ist erstklassig.
Ein selten frischer Franck – leider mit zuviel Hall
Das Duo Chee-Yun / Eguchi kann sowohl mit der frühen Szymanowski-Sonate von 1904 – noch klar an Richard Strauss orientiert – wie auch der Franck-Sonate glänzen. Insbesondere bei Franck wird hier mit einer Frische musiziert, die bei dieser vielleicht meisteingespielten Violinsonate überhaupt wirklich selten zu hören ist. Chee-Yun spielt konzentriert und geigerisch makellos; Eguchi traut sich virtuos gerade bei den schnellen, schwierigen Passagen (2. Satz) ein ungewöhnlich flexibles Tempo zu, das dieses hochromantische Stück tatsächlich so zu vertragen scheint. Bei den Höhepunkten wird dafür nicht so übertrieben, wie sonst fast üblich. Die Aufnahme – entstanden auf der Freilichtbühne des Muse Park in Chichibu nahe Tokio – nivelliert diesen positiven Eindruck leider stellenweise bis zur Unkenntlichkeit. Hier gibt es übermäßig viel extrem harten Nachhall, dass selbst bei langen Tönen die beiden vorhergehenden ständig noch in der Luft liegen, fast wie ein Echo. Schwer, hier ein ausgewogenes Gesamturteil zu fällen.
Originalveröffentlichungen: Denon CO-76492 (Carmina Quartet, 1992), Denon CO-78954 (Violinsonaten, 1994); Vergleichsaufnahme (Quartette): Warschauer Streichquartett (Olympia OCD 328, 1982/83).
Martin Blaumeiser [08.07.2020]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Karol Szymanowski | ||
1 | Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 37 | 00:17:40 |
4 | Streichquartett Nr. 2 op. 56 | 00:18:10 |
Anton Webern | ||
7 | Streichquartett | 00:09:16 |
CD/SACD 2 | ||
Karol Szymanowski | ||
1 | Sonate op. 9 für Violine und Klavier | 00:21:39 |
César Franck | ||
4 | Sonate A-Dur für Violine und Klavier | 00:28:40 |
Interpreten der Einspielung
- Carmina Quartett (Streichquartett)
- Chee-Yun (Violine)
- Akira Eguchi (Klavier)