Johann Sebastian Bach
Tilman Skowroneck Harpsichord
TYXart TXA19133
1 CD • 69min • 2018
09.05.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der 1959 geborene Tilman Skowroneck ist nicht nur ein hervorragender Cembalist, sondern auch ein studierter und promovierter Musikwissenschaftler, der jetzt als Universitätslektor für Musikalische Gestaltung an der Akademie für Musik und Drama der Universität Göteborg amtiert. Auf der vorliegenden CD präsentiert und demonstriert er die Klangpracht eines Cembalos in Werken von Johann Sebastian Bach, in einem Werk für Cembalo original, in einer Bearbeitung fürs Cembalo durch Bach selber und in einer durch Gustav Leonhard. So tituliert Skowroneck seine CD lakonisch „Harpsichord“.
Rauschhaft und berauschend
Durchweg kraftvoll-expressiv ist sein Spiel. Um seine Art der Interpretation zu erleben muss man nur die abschließende Gigue aus der Englischen Suite VI in d-Moll hören: Da herrschen Ausdrucksfuror, Leidenschaft und ein „fast grimmiger Drive“ (den attestiert diesem Satz Christoph Rueger), Skowroneck steigert sich da in einen wilden Tastenrausch voller funkensprühender Triller und fast wütend angerissener Akkorde hinein, rauschhaft und berauschend zugleich. Das ist kein zierlich hüpfender Tanz mehr, das ist dionysische Trunkenheit.
Da es auf dem Cembalo ja nur ganz beschränkte dynamische Schattierungen gibt, macht Skowroneck alles mit der erlesenen Kunst der Phrasierung. Sinnend präludierend beginnt die Suite, um dann beim Allegro in motorische Erregtheit zu verfallen, klar und deutlich hebt Skowroneck die „kraftvolle Linearität“ (Werner Oehlmann) und zahlreichen Imitationen der Allemande hervor.
Weniger Intimität, mehr Überwältigung
Präludium, Fuge und Allegro BWV 998 hat Bach ursprünglich für Laute, aber auch für Cembalo, geschrieben. In der Lautenversion klingt dieses Werk ruhiger und versonnener, Skowroneck verleiht dem Werk auf dem Cembalo mehr raumfüllenden Prunk.
Gustav Leonhard hat die Violin-Partita d-Moll BWV 1004 für Cembalo eingerichtet. Also mehr Klangfülle, weniger konzentrierte Strenge, mehr konzertante Überwältigungsabsicht, weniger fast esoterische Intimität. Dafür hört man in der berühmten Ciaccona öfter den harmonisierten viertaktigen Chaconne-Bass. Und Skowroneck ist da auch schneller, temperamentvoller, ja hingerissener, als es in der ursprünglichen Version mit der Violine möglich ist.
Das von Martin Skowroneck, dem Vater des Cembalisten, gebaute zweimanualige Cembalo klingt üppig, und dieser üppige Klang ist hervorragend vom Tonmeister eingefangen. Das Booklet geht auf alle gespielten Werke ein und ist in vier Sprachen gehalten, darunter auch in Chinesisch.
Rainer W. Janka [09.05.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Englische Suite Nr. 6 d-Moll BWV 811 | 00:29:55 |
8 | Präludium, Fuge und Allegro Es-Dur BWV 998 | 00:11:07 |
11 | Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 | 00:27:52 |
Interpreten der Einspielung
- Tilman Skowroneck (Cembalo)