The Russian Album
Rachmaninov Shostakovich Prokofiev Shchedrin
Avie AV2410
1 CD • 74min • 2017
14.12.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mangelnde Ambition kann man dem Cellisten Christoph Croisé und dem Pianisten Alexander Panfilov gewiss nicht vorwerfen, haben sie sich doch entschlossen, als Hauptwerke ihres Russischen Albums mit den Violoncellosonaten von Sergej Rachmaninow und Dmitrij Schostakowitsch zwei der kompositorisch herausragenden und interpretatorisch anspruchsvollsten Werke zu präsentieren, die russische Komponisten zu dieser Gattung beigetragen haben.
Der Rachmaninow-Sonate fehlt es unter Croisés und Panfilovs Händen nicht an Energie. Die Musiker lieben leidenschaftliche Ausbrüche und schwungvolle Steigerungen, zu denen das Stück reichlich Anlass bietet. Dass sie es als ein durch und durch romantisches Werk auffassen, merkt man vor allem in den Abschnitten gemäßigteren Tempos, wenn sich namentlich der Cellist eingeladen fühlt, hemmungslos in der Musik zu schwelgen. Nun sind Rubato und Vibrato, dezent eingesetzt um Farbkontraste zu schaffen und wichtige Momente im Verlauf hervorzuheben, in dieser Sonate keineswegs fehl am Platze; wenn aber jedes Gesangsthema zum Anlass genommen wird, die Melodie nahezu durchweg exzessiv vibrieren zu lassen und ihren Rhythmus regelmäßig mittels gezielter Verschleifungen zu verunklaren, so wirkt das schlicht einseitig und maniriert. Wie ungünstig dies den Zusammenhang der Musik beeinflussen kann, zeigt sich vor allem im Andante, das durch zahlreiche den Phrasenenden aufgesetzte Ritardandi stark zergliedert erscheint. Nirgendwo wird es deutlicher als in den absteigenden Triolenfiguren ab 3:56 dieses Satzes, dass diese Interpretation recht viel Wasser auf die Mühlen Jener leitet, die in Rachmaninow vor allem einen musikalischen Lyriker sehen wollen.
Dass dieses Spiel keine eingefahrene Manier Croisés ist, zeigt er, wenn er beim Vortrag des kantablen Themas, mit dem die Schostakowitsch-Sonate beginnt, deutlich maßvoller mit seinen Gestaltungsmitteln umgeht. Insgesamt erscheint dieses Werk in seiner stilistischen Eigenart von den Musikern besser erfasst als die Sonate Rachmaninows. Sehr gut gelingen Scherzo und Finale. Im langsamen Satz hätte ich mir von Seiten Panfilovs eine weniger statische Darbietung der ihm zugeteilten Melodien gewünscht.
Hinsichtlich Vortrag und Zusammenspiel gerät Rodion Schtschedrins Stück Im Stile von Albeniz, das Christoph Croisé für das Cello transkribiert hat, zum Höhepunkt der CD. Nach dem Marsch aus Prokofjews Liebe zu den drei Orangen, der ebenfalls effektvoll zu Gehör gebracht wird, folgt ein weiteres kleines Stück, das ganz aus dem gesetzten Rahmen fällt, da es weder von einem Russen stammt, noch überhaupt einen Bezug zu Russland hat. Entsprechend ist der großstädtischen Straßenlärm lustig karikierende New York Honk des Schweizers Thomas Demenga als „Bonus Track“ vom Rest abgegrenzt. Auch wenn nicht ersichtlich wird, was es in diesem Zusammenhang zu suchen hat, eine amüsante Zugabe ist das Werkchen allemal.
Norbert Florian Schuck [14.12.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | Sonate g-Moll op. 19 für Violoncello und Klavier | 63:51:35 |
Dimitri Schostakowitsch | ||
5 | Sonate d-Moll op. 40 für Violoncello und Klavier | 00:27:14 |
Rodion Schtschedrin | ||
9 | Imitation d'Albéniz op. 52 | 00:04:12 |
Sergej Prokofjew | ||
10 | Die Liebe zu den drei Orangen op. 33 | 00:01:37 |
Thomas Demenga | ||
11 | New York Honk | 00:02:07 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Croisé (Violoncello)
- Alexander Panfilov (Klavier)