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Besprechung CD

Schumann • Brahms

Violin Concerto • Double Concerto

cpo 555 172-2

1 CD • 63min • 2017

16.10.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Zwei eng miteinander verbundene Komponisten: Schumann und Brahms. Zwei für den beiden nahestehenden Geiger Joseph Joachim geschriebene Werke: das Violinkonzert d-Moll WoO1 von Robert Schumann und Johannes Brahms‘ Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102. Beide Konzerte sind Schumanns und Brahms‘ letzte Orchesterwerke und in weiten Teilen dem Stil Johann Sebastian Bachs verpflichtet. Und beide Kompositionen konnten sich lange Zeit nicht gegenüber den Publikumsrennern behaupten – insbesondere das Schumann-Konzert, das erst in jüngster Vergangenheit auf den Konzertpodien und dem Tonträgermarkt eine Renaissance erlebt.

Vieles wurde bereits über die Rezeptionsgeschichte und den Rang von Schumanns Violinkonzert geschrieben. Trotzdem gibt es bis heute keine befriedigende Antwort darauf, warum eine derart intensive und ergreifende Musik die Gunst des Publikums nicht schon viel früher gewinnen konnte. Zugegeben, sie ist nicht für die Galerie geschrieben. Kein strahlendes oder Beifall heischendes Virtuosenfutter, dafür aber ein emotional sehr tiefgründiges, ein poetisch beseeltes Werk in vorwiegend tiefen Registern. Wie die Musik selbst, so scheint auch die Solistin Antje Weithaas eher nach innen zu lauschen und erteilt damit einem romantisch überzogenen Schumann-Bild eine klare Absage. So intensiv die Tonsprache des Konzerts ist, so intensiv, so in allen Belangen bezwingend ist die energie- und ausdrucksreiche Lesart der Geigerin. Nicht, dass sie eine bestimmte Ausdruckshaltung zu erzwingen sucht. Vielmehr erweckt ihr klangfarblich attraktives Spiel den Eindruck, als begegne sie den vielschichtigen Gefühlsebenen mit großer Neugier. Ebenso der expressiven Melodik, die sie in weiten Passagen eher meditierender- als singenderweise durchmisst. Vor allem lässt Antje Weithaas der Musik Zeit – nicht nur in dem rhythmisch so heiklen 2. Satz, sondern auch in dem Polonaisen-Finale, welches sie glücklicherweise nicht zu einem virtuosen Feuerwerk degradiert. Genauso wohl überlegt agiert die NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze. Mit präszise herausgearbeiteten Konturen sowie einem feinen Gespür für dynamische und emotionale Schattierungen steht sie der Gestaltungskunst von Antje Weithaas um nichts nach.

Das Miteinander von Orchester und Solisten könnte dann in Brahms‘ Doppelkonzert kaum organischer, inspirierender und respektvoller sein. Wie es die Musik verlangt, so verschmelzen Antje Weithaas, der ihr durchweg ebenbürtige Cellist Maximilian Hornung und das NDR-Orchester in einem beispielhaften partnerschaftlichen Dialog tatsächlich zu einem Klangkörper. Und dabei gelingt es allen Beteiligten, einen spannungsvollen und farblich nuancierten Bogen über das gesamte Werk zu spannen. Antje Weithaas und Maximilian Hornung suchen eben nicht die große Attitüde. Ihr Spiel ist keineswegs profilierungssüchtig, aber – auch Dank ihres stets fokussierten Tons – voller rhetorischer Emphase und sanglicher wie rhythmischer Energie. Eine glücklichere Interpretenkonstellation kann ich mir kaum vorstellen. Ein großes Lob auch für die Programmzusammenstellung. Jedes Werk kommt zu dem ihm gebührenden Recht, ohne dass die Koppelung mit einem Publikumsrenner die Aufmerksamkeit ungleich verteilen würde.

Christof Jetzschke [16.10.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Konzert d-Moll WoO 1 für Violine und Orchester 00:30:42
Johannes Brahms
2Konzert a-Moll op. 102 für Violine, Violoncello und Orchester 00:32:29

Interpreten der Einspielung

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