Seesucht
Traditionelle Alphornklänge & mehr
Seesucht 05699
1 CD • 63min • 2018
31.12.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vom Konzertwaldhorn zum Alphorn ist es spieltechnisch nicht allzu weit. Also weckte es die Lust des Hornisten Joachim Bänsch, den Berufsalltag im SWR-Sinfoniorchester einmal hinter sich zu lassen und sich in die Welt der traditionell überlieferten Bläserkultur im Alpenland zu begeben. Das Resultat ist eine CD, deren Optik allein schon an das Verspielte appellierte, bei der aber dennoch genug Ernsthaftigkeit vorhanden ist. Bänsch spielt mehrere dieser Hörner – und diese beim ersten Programmpunkt der CD sogar gleichzeitig! Allerdings nicht „physisch“, er multipliziert sein eigenes Spiel mittels eines Overdub-Verfahrens gleich mehrfach, so dass direkt zu Beginn die Fanfaren vielstimmig aufblühen. Die Tonalität mutet zuweilen etwas gewöhnungsbedürftig an.Was zu Anfang noch „unsauber“ anmutet, das erweist sich bei näherem Hinhören als ureigene Naturstimmung dieser Instrumente, die eben nicht wie beim „gezähmten“ Orchesterinstrument wohltemperiert daherkommen. Darüber gibt das lehrreiche Booklet Aufschluss. Die weittragenden Fanfaren-Melodien wirken jedoch auf diesem Tonträger – und eben nicht in freier Natur genossen – auf die Dauer etwas langatmig, wenngleich sie den traditionsbezogenen Einsatz dieses Instrumentes demonstrieren.
Aber es gibt nicht nur Alphorn pur auf diesem Tonträger, ebenso werden kammermusikalische Kontexte erlebbar. Feinfühlig umranken die Harfen-Arpeggien von Emilie Jaulmes die ersten Fanfarenstöße des Alphorns, welches daraufhin eine weittragende, kantable Melodiestimme erhebt – dieses Spiel, welches über Gipfel und durch Täler tragen soll, kann also auch Intimität entfalten, wenn es darauf ankommt. Heiter und anmutig erklingt Leopold Mozarts Sinfonie Pastorale als Unterhaltungsmusik im besten Sinne. Das Corno Pastoricco, ein weiteres traditionelles Horn-Instrument entfaltet in diesem Stück einen durchaus soliden Blechblas-Charakter und Joachim Bänsch sorgt für die raumfüllende Tongebung. Es bleibt aber immer ein Hornton, der das Archaische und nie das allzu Perfekte evozieren will. Einen meditativen, rezitativischen Kontrapunkt zu diesen galanten Stücken setzt Bänsch, wenn er mit langem Atem zu einem mit Laudatio betitelten Stück aus der Feder von Bernhard Kroll ausholt und damit diesem Programm zu einer Art innerem Monolog verhilft. Vor allem die Variation der Klangregister zwischen „satt und offen“ und „seidig-schimmernd“ und mit Dämpfer erzeugt, rückt einmal mehr die spielerische Eloquenz und die Möglichkeiten dieses Instruments ins rechte Licht. Schließlich erweisen sich Emilie Jaulmes auf der Harfe und Ludwig Bänsch, abermals auf dem Konzerthorn, als spielfreudig dialogisierende Kombination. All dies fügt sich auf dieser CD zu einem heiteren Bogen zusammen, der jenseits aller Enrsthaftigkeit des künstlerischen „Hauptgeschäfts“ einfach mal kurzweiligen musikalischen Spaß vermitteln will – und das kann auch viel wert sein.
Stefan Pieper [31.12.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Urs Vierlinger | ||
1 | Fanfare | 00:00:44 |
2 | Abendruhe | 00:01:24 |
Hans-Jürg Sommer | ||
3 | Am Gelmer See | 00:01:51 |
4 | Morgen langsam und ruhig | 00:02:13 |
5 | Dank | 00:02:05 |
6 | Öschinensee | 00:02:21 |
Urs Vierlinger | ||
7 | Tanzreigen | 00:00:30 |
Hans-Jürg Sommer | ||
8 | Abendruhe | 00:01:30 |
9 | Mittag gemütlich | 00:01:42 |
10 | Vom Schiffenensee | 00:01:55 |
11 | Bim Wägchrüz | 00:01:20 |
Hans Bauer | ||
12 | Hasenjagd | 00:00:58 |
Hans-Jürg Sommer | ||
13 | Abend besinnlich und ruhig | 00:01:34 |
14 | Gadmental | 00:01:49 |
Dieter Rehn | ||
15 | Aschermittwoch | 00:01:27 |
16 | Alphornvariation über Il Silencio | 00:02:46 |
Benjamin Britten | ||
17 | Prologue | 00:01:46 |
Matthias Ander | ||
18 | Fantasie für Alphorn und Harfe | 00:06:58 |
Leopold Mozart | ||
19 | Sinfonia pastorale G-Dur für Corno pastoricco und Streicherensemble | 00:08:42 |
Bernhard Krol | ||
22 | Laudatio für Horn solo | 00:05:11 |
Louis François Dauprat | ||
23 | Sonate für Horn und Harfe | 00:13:06 |
Interpreten der Einspielung
- Joachim Bänsch (Alphorn)
- Emilie Jaulmes (Harfe)
- Gabriele Jurck (Violine)
- Gesa Jenne Dönneweg (Violine)
- Katrin Melcher (Viola)
- Martin Ostertag (Violoncello)
- Axel Fricker (Kontrabass)