Der Herr ist König
Baroque Bass Cantatas
cpo 777 646-2
1 CD • 74min • 2010
04.11.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Selbst in den Musikarchiven solcher Kleinstädte wie Mügeln in Sachsen gibt es immer wieder etwas zu entdecken, insbesondere was die Kirchenmusikpflege des 18. Jahrhunderts betrifft. Die 1571 gegründete Kantoreigesellschaft von Mügeln – eine Vereinigung von meist laienhaften Musizierenden, die damals in Deutschland weit verbreitet war – hatte strenge Regeln für die Wahl der Mitglieder wie auch für die Ausübung von deren Tätigkeit. Ihr Wirkungsfeld lag vor allem im geistlichen musikalischen Bereich wie Gottesdienste und kirchliche Feste, sie traten aber auch bei Trauungen oder Beerdigungsfeiern auf.
Freilich konnte man in solchen Archiven keine opulenten Musiken finden, dafür reichte der damalige, denkbar knappe finanzielle Rahmen wohl nicht. Deshalb liefert die vorliegende Aufnahme eine ansehnliche Auswahl aus einem eher kammermusikalisch besetzten Repertoire der Barockzeit, darunter zum Beispiel die Kantate „Sprich, treuer Himmel: ja!“ von Telemann, die sich singulär im Mügelschen Archiv befinden soll. Gewiß: nicht alle der hier eingespielten Stücke gehören zur Spitzenqualität der Musik des deutschen Hochbarocks, auch nicht die in endlosen Koloraturen ausufernde Reformationskantate „Der Herr ist König“ des großen Meisters Telemann.
Doch wenn jemand wie Baß-Bariton Klaus Mertens diese Stücke singt, erklingen sie wie kleine Juwelen. Kaum zu glauben, dass Klaus Mertens seit nunmehr vierzig Jahren „im Geschäft“ ist: seine Stimme klingt immer noch völlig intakt, seine Textartikulation wirkt absolut modellhaft, seine melodische Ausformulierung hat eine breite Ausdruckspalette zwischen eleganter Phrasierung wie in der Kantate „Nichts soll mich von Jesu scheiden“ von Johann Theodor Roemhildt (tr. 1-3) bis geradezu spielerischen Akzenten bei der Betonung des „Ja“-Wortes in der Hochzeitskantate „Sprich, treuer Himmel: ja!“ von Telemann (tr. 4-8). Hinzu kommt eine optimal ausgewogene Balance zwischen der Singstimme und dem exzellenten Instrumentalensemble, wie etwa im ersten Satz der Pfingsfestkantate „Mein gantzes Wißen soll Jesus seÿn“ von Liebhold (tr. 14), in dem das zart ausgekostete Wort „Liebe“ durch ein fröhlich glucksendes Flötensolo eine durchaus weltliche Stimmung erhält.
Dr. Éva Pintér [04.11.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Theodor Roemhildt | ||
1 | Nichts soll mich von Jesu scheiden RoemV 217 (Kantate zum 26. Sonntag nach Trinitatis) | 00:07:48 |
Georg Philipp Telemann | ||
4 | Sprich, treuer Himmel: ja! TWV 11:30 (Cantata Nuptialis) | 00:10:26 |
Christian Wolff | ||
9 | Ihr Sorgen laßet mich zufrieden (Kantate zum 5. Sonntag nach Trinitatis) | 00:09:22 |
Liebholdt | ||
14 | Mein gantzes Wißen soll Jesus seyn (Kantate zum Pfingstfest) | 00:13:53 |
Christian Wolff | ||
19 | Meines Bleibens ist nicht hier (Kantate zum 2. Ostertag) | 00:11:05 |
Liebholdt | ||
23 | Des Menschen Sohn ist kommen (Kantate zum 1. Weihnachtstag) | 00:10:07 |
Georg Philipp Telemann | ||
30 | Der Herr ist König TWV 7:31 (Cantata Festo Reformat. Luther) | 00:11:13 |
Interpreten der Einspielung
- Klaus Mertens (Bass)
- Accademia Daniel (Ensemble)
- Shalev Ad-El (Dirigent)