LaSalle Quartet plays Haydn ·Brahms · Zemlinsky
SWRmusic 94.228
1 CD • 69min • 1968, 1977, 1965
25.02.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die älteste der drei hier versammelten Aufnahmen aus dem Hans Rosbaud Studio des Südwestfunks Baden-Baden feiert am 25. März ihr goldenes Jubiläum und stellt damit sogleich die Frage, ob wir denn so etwas noch brauchen oder am Ende gar darauf gewartet hätten, dass man uns mit einer derart historischen, klanglich also entsprechend patinierten Rundfunkproduktion Alexander von Zemlinskys drittes Quartett nahezubringen versucht – oder aus einem nur drei Jahre jüngeren Dokument erfährt, wie sich das Opus 67 von Johannes Brahms um die Zeit der Studentenrevolten und endlich das D-Dur-Quartett op. 71 Nr. 2 von Joseph Haydn kurz vor der Entführung der “Landshut” angehört haben.
Nein, unbedingt nötig wäre das nicht gewesen. Und ist doch so außerordentlich erfreulich wie nachdenkens- und hörenswert, weil es uns, wie ich es empfinde, wieder einmal deutlich vor die Sinne führt, dass echte Substanz immer noch am tiefsten und dauerhaftesten wirkt, wenn sie sich ihre eigene Zeit nimmt. Das ist dem LaSalle Quartett in diesen drei Momenten seiner schier ewigen Karriere von zweiundvierzig Jahren trefflich gelungen. Am ehesten könnte sich noch im Kopfsatz des Haydn-Quartetts (1977) ein Hauch von äußer(lich)em Druck bemerkbar machen. Zemlinsky indes wird in einer Weise ausgespielt, die einen – ob man diese Musik nun zu den persönlichen Favoriten zählt oder nicht – mit sanfter Überzeugungskraft ins Innenleben des Werkes hineinzieht und gerade weil nichts „gemacht” oder „forciert” ist, den ganzen Nuancenreichtum der vordergründig etwas sperrigen Sprache zur vollen Blüte und ins Bewusstsein bringt.
In noch beglückenderem Maße gilt das für das dritte Brahms-Quartett, dessen innige Beziehung zu dem „geisterhaften” Beethoven der fünften Sinfonie – insbesondere zum Scherzo und den Variationen dieses vorherigen Opus 67 – mir noch nie so klar wurde wie hier: Gerade weil niemand an der Uhr dreht, fesselt das schemenhafte Vexierspiel mit all seinen Andeutungen, seinen nur halb versteckten Zeichen und seinem verschleierten Sentiment die Aufmerksamkeit; die Musik nimmt sich ihre Zeit und gibt sie uns, damit wir die Anspielungen, die rhythmischen Konstellationen und melodischen Gesten ahnen, ohne sie auf Anhieb enträtseln zu können. Allein die daraus resultierende Spannung wäre genug, um die Darbietung, ungeachtet ihrer akustischen Grenzen, mit dem Lorbeer einer 10 zu bekränzen. Was hiermit gern geschieht!
Rasmus van Rijn [25.02.2015]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Streichquartett D-Dur op. 71 Nr. 2 Hob. III:70 | 00:14:50 |
Johannes Brahms | ||
5 | Streichquartett Nr. 3 B-Dur op. 67 | 00:32:53 |
Alexander Zemlinsky | ||
9 | Streichquartett Nr. 3 op. 19 | 00:20:41 |
Interpreten der Einspielung
- LaSalle Quartett (Streichquartett)