Debussy Poulenc Ravel Françaix
Klavierkonzerte
SWRmusic 93.302
1 CD • 71min • 2012
02.08.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In Erinnerung sind mir Florian Uhligs Hänssler-Einspielungen (98.599) von Klaviervariationen Ludwig van Beethovens, für die er – soweit ich es überblicken kann – günstigste Rezensionen erhielt (bis hinauf in die monarchische Etage Münchner Gütesiegelverleihs). Auch eine vom Klassik Center Kassel vertriebene Aufnahme unter anderem mit der Violinsonate op. 17 von Hans Gál findet sich in meinen Listen. Uhligs Partner damals war der österreichische Geiger David Frühwirth (EDA 32). Im Folgenden und wohl auch im Folgenreichen richtete der Pianist seine Neugier und sein fachliches Interesse auf die Werke Robert Schumanns. In enger wissenschaftlicher und zuweilen auch in post-kompositorischer Zusammenarbeit mit dem Schumann-Forscher Joachim Draheim machte sich Uhlig an eine nun „wirkliche", echt allumfassende Gesamtaufnahme der Schumannschen Klavierwerke im Solo- wie im Konzertformat. Das Projekt kommt voran und hält die Klavierfreunde auf Kurs und auch auf Trab, denn zwischen den einzelnen Editionen ist immer Zeit genug, ein wenig Atem zu holen.
Umso überraschender – und auch beruhigend – ist es, wenn Florian Uhlig plötzlich mit einer durch und durch gallischen Werkzusammenstellung das imaginäre Podium betritt. Mit dem G-Dur-Konzert trifft Uhlig auf eine inzwischen schier unübersehbare Anzahl von konkurrierenden Einspielungen (selbst wenn das Meiste längst nicht mehr im Handel ist). Poulencs Klavierkonzert wird von den Interpreten und hinter ihrem Rücken auch von den Veranstaltern weniger geschätzt als das vielleicht etwas einprägsamere Konzert für zwei Klaviere. Zu Unrecht, wie ich meine – zumal Uhlig und die untadelige Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung von Pablo González für stimmige Farb- und Mobilitätswerte bürgen. Selten, allzu selten jedoch wird die Fantasie für Klavier und Orchester von Debussy beachtet. Und auch Jean Françaix' vitales, aufgeräumtes Concertino wird im Studio oder auf dem öffentlichen Podium nur selten auf den Weg gebracht.
Mit dieser energischen, aber wenn nötig auch diskreten, im Detail jederzeit sehr aufmerksamen Debussy-Gestaltung bewegt sich Uhlig in Nähe der Version mit Zoltán Kocsis. Und dies will etwas heißen, denn ich zögere nicht, Kocsis mit all seinen Debussy-Aufnahmen für Philips als einen der wichtigsten Debussy-Interpreten überhaupt zu benennen. Für den Liebhaber und Kenner der Solostücke des Franzosen sollte es ein Muss sein, sich auch mit diesem dreisätzigen Quasi-Konzert zu beschäftigen. In dieser Hinsicht kommt diese Produktion gerade recht.
Im Ravel-Konzert zeigt Uhlig rhythmische Stabilität gepaart mit unabdingbarer Elastizität. Die Schlagwirkungen im ersten Satz, das Wechselspiel zwischen Kalt und Heiß, zwischen Bremskraft und Spurtlaune – dies alles und auch der leise, tragfähige melodische Einzelton im zweiten Satz geben dem Solisten Gelegenheit seine technische wie modulatorische Intelligenz einzubringen. Ein konzertanter Französischkurs mithin, der mit der je typischen musikalischen Umgangssprache von vier Autoren bekannt macht, ohne je ins Belehrende abzugleiten.
Zum Klavierkonzert von Ravel freilich ist aus Gründen der medialen Aktualität hinzuzufügen, dass mit der neuen englischen Einspielung des jungen Benjamin Grosvenor eine Darstellung vorliegt, die alles Bisherige an Leuchtkraft, Bravour, Frechheit und an Reaktionsschnelligkeit im Zusammenspiel mit dem Orchester übertrifft. Die in diesem Stück besonders geforderten Bläser der „Königlichen" aus Liverpool leisten geradezu grenzwertige Maßarbeit.
Vergleichsaufnahmen: Ravel: Grosvenor –Judd (Decca 478 3527-2); Debussy: Kocsis – I. Fischer (Philips /Great Piaists 456 874-2).
Peter Cossé † [02.08.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Claude Debussy | ||
1 | Fantaisie für Klavier und Orchester | 00:20:45 |
Jean Françaix | ||
4 | Concertino für Klavier und Orchester | 00:08:23 |
Francis Poulenc | ||
8 | Konzert FP 146 | 00:20:06 |
Maurice Ravel | ||
11 | Konzert G-Dur für Klavier und Orchester | 00:21:54 |
Interpreten der Einspielung
- Florian Uhlig (Klavier)
- Deutsche Radio Philharmonie (Orchester)
- Pablo González (Dirigent)