Spheres
Daniel Hope
DG 479 0571
1 CD • 75min • 2012
19.03.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Daniel Hope, der 39jährige britische Geiger und einstige Protégé von Yehudi Menuhin, geht gern eigene Wege. Er will nach Möglichkeit ausgetretene Pfade meiden und lieber zu kühnen Erkundungsfahrten ins große Musikreich aufbrechen. So weit gekommen wie jetzt mit seiner aktuellen CD-Edition ist er bisher noch nie – nämlich ins unermessliche Weltall. „Spheres“, Sphären also, heißt die tönende Reise zu nahen Sternen und fernen Galaxien. Er möchte, bekennt Hope, „Musik und Zeit zusammenbringenì und sich mit jener uralten Frage beschäftigen, die da heisst: „Ist da draußen irgend etwas?“
Kein Zweifel, der Violinist mit seinem stupenden Können und seinem hochflexiblen Ton darf sich solch eine klingende Expedition ins Überirdische leisten. Er hat ein paar (hoffentlich!) Gleichgestimmte gefunden, die bei diesem Unternehmen frohgemut mitmachen: der Pianist Jacques Ammon, das Deutsche Kammerorchester Berlin mit seiner Streichersektion und dreimal sogar der Rundfunkchor Berlin unter Simon Halsey. Insgesamt überwiegt der meditative Grundgestus, es wird getragen, betörend, ja eben im besten Sinn „schön“ musiziert. Kann da nicht die Gefahr wohlig-unaufgeregter Monotonie drohen? Das muss wohl jeder Hörer für sich selber entscheiden; Hope jedenfalls betont, dass er keine „Sound-Kulisse“ bieten will, sondern die Reihenfolge in genauer Dramaturgie wohlbedacht sei. Kurzum, der wagemutige Geiger verlangt offene, unvoreingenommene Ohren.
Der Fülle zum Trotz ein paar Hinweise auf Details im programmatischen Zusammensetzspiel. Drei der insgesamt achtzehn Stücke auf der fünfviertelstündigen „Sphären“-CD sind historische Zeugnisse, freilich ausnahmslos bearbeitet. Nämlich zwei barocke Zeugnisse für Violine solo von J.S. Bach und Johann Paul von Westhoff (eine wahre Trouvaille) plus, schon eher überraschend, Gabriel Faurés Cantique de Jean Racine, offenbar eine besondere Jugendliebe von Daniel Hope. Die große Mehrzahl der ausgewählten Werke indessen stammt aus der Gegenwart, einige Auftragskompositionen inbegriffen. Prominente Namen wie Philip Glass, Michael Nyman oder Arvo Pärt (von ihm stammt der mit Abstand längste Beitrag: Fratres) sind zwar auch anzutreffen, doch ansonsten wird weit darüber hinausgegriffen. Zwei, drei Beispiele mögen genügen: so etwa Gabriel Prokofiev, niemand anderer als der Enkel des großen Sergej Prokofieff; oder Max Richter, von dem Hope kürzlich die Vivaldi recomposed-Kreation herausgebracht hat; oder Aleksey Igudesman, üblicherweise Mitglied eines Music-Comedy-Duos, der hier Sologeige, Streicher und Chor auf sehr poetische Art verknüpft.
Mario Gerteis † [19.03.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Paul von Westhoff | ||
1 | Sonata No. 3 | 00:02:24 |
Ludovico Einaudi | ||
2 | I giorni für Violine, Klavier und Streichorchester | 00:05:37 |
Philip Glass | ||
3 | Echorus für 2 Violinen und Streichorchester | 00:05:51 |
Gabriel Fauré | ||
4 | Cantique de Jean Racine op. 11 | 00:04:15 |
Lera Auerbach | ||
5 | Adagio sognando op. 46 (aus: 24 Preludse für Violine und Klavier) | 00:01:37 |
Arvo Pärt | ||
6 | Fratres | 00:11:37 |
Elena Kats-Chernin | ||
7 | Eliza Aria (aus: Wild Swans Suite) | 00:03:08 |
Alex Baranowski | ||
8 | Musica universalis für 2 Violinen, Klavier und Streichorchester | 00:02:33 |
Gabriel Prokofiev | ||
9 | Spheres für Violine und Streichorchester | 00:03:52 |
Max Richter | ||
10 | Berlin by Overnight für Violine und Kontrabass | 00:01:34 |
Alex Baranowski | ||
11 | Biafra für Violine, Klavier, Harfe und Streichorchester | 00:02:10 |
Aleksey Igudesman | ||
12 | Lento für Violine, Chor und Streichorchester | 00:03:34 |
Ludovico Einaudi | ||
13 | Passagio für Violine und Klavier | 00:04:35 |
Lera Auerbach | ||
14 | Andante op. 46 für Violine und Klavier (aus: 24 Preludes für Violine und Klavier) | 00:03:14 |
Karl Jenkins | ||
15 | Benedictus für Violine, Klavier, Pauken, Chor und Streichorchester (aus The Armed Man - A Mass for Peace) | 00:05:46 |
Johann Sebastian Bach | ||
16 | Präludium und Fuge Nr. 10 e-Moll BWV 855 (aus: Das Wohltemperierte Klavier Buch I BWV 846-869) | 00:02:59 |
Michael Nyman | ||
17 | Trysting Fields für Violine, Viola und Streichorchester (aus: Drowning by Numbers) | 00:05:16 |
Karsten Gundermann | ||
18 | Faust - Episode 2 - Nachspiel für Violine, Pauken und Streicher | 00:03:46 |
Interpreten der Einspielung
- Daniel Hope (Violine)
- Chié Peters (Violine)
- Juan Lucas Aisemberg (Viola)
- Christiane Starke (Violoncello)
- Rundfunkchor Berlin (Chor)
- Jochen Carls (Kontrabass)
- Deutsches Kammerorchester Berlin (Orchester)
- Simon Halsey (Dirigent)