Signum Saxophon Quartett
Ars Produktion 38 094
1 CD/SACD stereo/surround • 63min • 2011
05.04.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Fünf Jahre hat das in Köln ansässige Signum Saxophon Quartett mit seiner Debüt-CD gewartet, und dieses sympathisch gelassene Vorgehen hat sich voll ausgezahlt. Das Quartett konnte die auf dem Album „Debut“ präsentierten Werke ausgiebig im Konzert erproben; die Vertrautheit ist als Durchdachtheit und im inspirierten, spielerischen Umgang mit den Stücken zu hören. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß die interpretatorische Kunst dieser mittlerweile etablierten Besetzungsform durch das 2006 gegründete Ensemble auf eine neue, höhere Stufe gehoben wird. Der Hauptgrund dafür ist die überlegene Art und Weise, wie das bekanntermaßen größte Problem dieser Formation gänzlich vermieden wird, nämlich die Homogeneität des Klangs, die in den besten Momenten orgelgleich geschlossen ist, aber stets Gefahr läuft, modulationsarm und eintönig zu werden.
Dagegen setzen die vier Bläser eine frappierend breite Palette von Phrasierungs- und Artikulationsweisen. Besonders deutlich wird dies in Griegs Holberg-Suite, die ja ausgerechnet in ihrer Streicherfassung populär wurde. Die Sensation ist nun, daß die Modulationsmöglichkeiten des Saxophon-Quartetts denen der Streichinstrumente in nichts nachstehen; das Quartett verfügt über die Möglichkeiten robuster Tutti, atemberaubender Crescendi, schmelzend aufleuchtender Melodielinien, duftiger Quasi-Pizzicati und eines fast unwirklichen Pianissimo, wie man es eigentlich sonst nur von den Streichinstrumenten oder der Klarinette her kennt. Die glänzend arrangierte Suite Le Tombeau de Couperin erklingt wunderbar schwerelos, geradezu perlend, den Signum-Quartettisten gelingt das Kabinettstück, mit vier Instrumenten einer einzigen Familie die Instrumentationskunst Ravels zum Erscheinen zu bringen.
Wohin man auch hört, stets fügen sich die Stimmen, individuell, geschmackvoll, atmend artikuliert, zu einem sehr vielschichtigen Gesamtbild zusammen; köstlich etwa die Soli in den Rumänischen Volkstänzen Bartóks oder die Groteske der Schostakowitsch-Polka aus Das goldende Zeitalter. Selbst der obligatorische Tango, hier kein Genrestück, sondern eine wohltuend artifizielle Studie des Franzosen Thierry Escaich, ist ein Gewinn. Geradezu spektakulär aber ist der zündende Ausklang mit Pedro Iturraldes Czarda zu nennen (es empfiehlt sich übrigens, die CD nach ihrem offiziellen Ende noch weiterlaufen zu lassen; dem Rezensenten ist bislang auf klassischem Gebiet noch kein hidden track untergekommen …). Diese gute Stunde Rezital ist nicht nur für Saxophon-Aficionados interessant, sondern besitzt künstlerischen Wert für sich selbst. Ein größeres Lob kann man nicht aussprechen.
Prof. Michael B. Weiß [05.04.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Edvard Grieg | ||
1 | From Holbergs Time G major op. 40 | |
Thierry Escaich | ||
6 | Tango virtuoso | |
Maurice Ravel | ||
7 | Le Tombeau de Couperin | |
Béla Bartók | ||
11 | 6 Romanian Folk Dances Sz 56 for Piano | |
Dimitri Schostakowitsch | ||
12 | Elegie for String Quartet | |
13 | Polka for String Quartet | |
Pedro Iturralde | ||
14 | Pequeña Czarda |
Interpreten der Einspielung
- Signum Saxophon Quartett (Saxophonensemble)