Preiser Records PR 90796
1 CD/SACD stereo/surround • 64min • 2010
25.10.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In seiner vierten Sinfonie, die als seine zweite ausgegeben wird, da die beiden voraufgegangenen später noch einmal überarbeitet wurden, vermischt Felix Mendelssohn Bartholdy in einer die Zeitgenossen sehr irritierenden Weise die Genres Sinfonie und Oratorium. Geschrieben zum 400. Jahrestag der Erfindung der Buchdruckerkunst, kam sie mit dem Untertitel „Lobgesang“ im Juni 1840 unter der Leitung des Komponisten und mit dem Gewandhausorchester in Leipzig erstmals heraus.
Sie setzt sich zusammen aus einem dreiteiligen 1. Satz für Orchester und einer aus sieben Chor- und Solostücken bestehenden Kantate, deren Texte Mendelssohn Bartholdy selbst aus Bibelstellen zusammengestellt hatte, dem Motto „Aus der Nacht zum Licht“ folgend. Auch wenn sich keine zwingenden thematischen Zusammenhänge zwischen der langen Orchestereinleitung und dem fast doppelt so langen Kantatenwerk herstellen, so wirkt die Kombination doch nicht aufgesetzt, sondern trägt dem festlichen Anlaß Rechnung. Die melodisch eingängige, dem Geist der Klassik verpflichtete und Reminiszenzen an Bach weckende Komposition erschließt sich auch dem heutigen Hörer ganz unvermittelt.
Die Wiedergabe durch das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter ihrem aus Kolumbien stammenden neuen Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada zeichnet sich durch Gediegenheit, Geschmeidigkeit und vor allem Wärme aus. Ähnliche Qualitäten kann man auch dem Chorus sine nomine zuschreiben, der durch Homogenität im Gesamtklang besticht. Die Tonschönheit wird allerdings durch eine sehr weiche Artikulation erkauft, die den gesungenen Text teilweise unverständlich macht. Demgegenüber tut sich der Tenorsolist Ian Bostridge gerade durch prägnante Diktion hervor, während seine ephebenhaft helle Stimme und sein leicht manierierter Vortrag Geschmackssache sind. Die Sopranistin Christiane Oelze hat sich nach längerer Karriere und zwischenzeitlicher Lehrtätigkeit einen guten Teil ihrer stimmlichen Jugendfrische bewahrt. Im Zwiegesang „Ich harrete des Herrn“ verbindet sie sich sehr ansprechend mit der zweiten Sopranstimme von Simona Saturová.
Ekkehard Pluta [25.10.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 (Lobgesang) |
Interpreten der Einspielung
- Christiane Oelze (Sopran)
- Simona Saturová (Sopran)
- Ian Bostridge (Tenor)
- Tonkünstler-Orchester Niederösterreich (Orchester)
- Chorus sine nomine (Chor)
- Andrés Orozco-Estrada (Dirigent)