La Capricieuse
Tudor 7168
1 CD • 75min • 2009
06.07.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nach einem alten Musikerspruch spielt man im Himmel Harfe, in der Hölle aber Akkordeon – nimmt man noch das Klischee der Teufelsgeige dazu, das auf diesem Album „La Capricieuse“ ausgiebig bedient wird, könnte man diese CD als geradezu höllisch gut bezeichnen. Die vielleicht näher liegende Assoziation mit der Salon- oder gar Wirtshausmusik – umherziehende Duos oder Trios mit Violine, Akkordeon, vielleicht noch Gitarre und anderen Instrumenten gibt es ja an allen touristisch interessanten Orten – stellen sich beim Hören dieses Albums hingegen nicht ein.
Dafür ist zum einen das Repertoire zu gewichtig; zwar ist die Mischung von kurzen Charakterstücken zwischen Vitalis Barock, Schuberts und Dvoráks Romantik und Faurés und Albéniz´ Frühmoderne sehr bunt; doch es handelt sich ja nach wie vor um Kunstmusik. Entsprechend wird bei aller salonhaften Leichtigkeit fein musiziert. Die Violinistin Michaela Paetsch Neftel versteht es, mit süßem, aber dennoch latent aufgerauhtem Ton und unfehlbarer Intonation übermütig und dennoch geschmackvoll zu phrasieren und all diese Miniaturen ohne jede Blässe, aber auch ohne jede Vereinfachung oder gar Vulgarisierung vorzutragen. Schuberts populäres Monument musical f-Moll wird sprechender, ausdrucksvoller musiziert als in mancher melancholisch umflorten originalen Klavierversion, die Chaconne von Vitali, vollends aber natürlich Sarasates Carmen-Phantasie verlangen beträchtliche Virtuosität und im „Arabischen Lied“ aus Rimsky-Korsakows Scheherazade in der Transkription von Fritz Kreisler zeigt sich, ob ein Musiker über Timing verfügt.
Genau in dieser letzteren Hinsicht wirken Michaela Paetsch Neftel und ihr Begleiter am Akkordeon, Wieslaw Pipczynski, wunderbar zusammen; überhaupt überrascht, welche quasi orchestralen Farben auf dem Akkordeon möglich werden, zumal, wenn es so sensibel behandelt wird wie von Pipczynski: In den letzten Momenten seiner Decrescendi, kurz vor dem Verklingen, ist das Akkordeon von einem Streicherkörper kaum mehr zu unterscheiden. Schade ist vielleicht nur, dass er kaum einmal Gelegenheit zu einem solistischen Auftritt erhält. Wirklich zu beanstanden ist an dieser originellen und gut gelungenen CD aber nur eines, nämlich das Coverbild, das einen völlig falschen Eindruck von der Qualität der Aufnahme erweckt.
Prof. Michael B. Weiß [06.07.2011]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Niccolò Paganini | ||
1 | La campanella für Violine und Klavier | 00:03:45 |
Edward Elgar | ||
2 | La capricieuse op. 17 | 00:03:53 |
Edvard Grieg | ||
3 | Walzer op. 12 Nr. 2 | 00:02:16 |
Ethelbert Woodbridge Nevin | ||
4 | The Rosary | 00:01:54 |
Franz Schubert | ||
5 | Moment musical f-Moll op. 94 Nr. 3 D 780 | 00:02:12 |
Tomaso Antonio Vitali | ||
6 | Chaconne g-Moll | 00:04:04 |
Joseph Haydn | ||
7 | Klaviertrio Nr. 23 G-Dur Hob. XV:25 (Zigeunertrio all'ongarese) | 00:03:21 |
Nikolai Rimsky-Korssakoff | ||
8 | Arabisches Lied (nach "Scheherazade") | 00:07:09 |
Antonín Dvořák | ||
9 | Humoreske op. 101 Nr. 7 | 00:03:16 |
Maria Theresia Paradis | ||
10 | Sicilienne | 00:03:34 |
Alexander Alyabyev | ||
11 | The Nightingale | 00:02:38 |
Isaac Albéniz | ||
12 | Tango | 00:03:37 |
Gabriel Fauré | ||
13 | Après un rêve | 00:03:25 |
Niccolò Paganini | ||
14 | Cantabile D-Dur op. 17 | 00:04:58 |
Pablo Sarasate | ||
15 | Carmen Fantasy | 00:05:40 |
Fritz Kreisler | ||
16 | Liebesleid | 00:04:02 |
Pablo Sarasate | ||
17 | Romanza Andaluza op. 22 Nr. 1 | 00:05:41 |
Fritz Kreisler | ||
18 | Caprice viennois op. 2 | 00:05:07 |
Ludwig van Beethoven | ||
19 | Trinklied WoO 109 | 00:02:50 |
Interpreten der Einspielung
- Michaela Paetsch Neftel (Violine)
- Wieslaw Pipczynski (Akkordeon)