CD-Besprechung
Por Siempre Sur
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Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Besprechung: 30.05.11
malin music 7629999008601
1 CD • 44min • 2011
Das Repertoire dieses Albums „Por siempre sur“ des Gitarristen (oder „Chitarrista“, wie es in Pressetexten zu lesen ist) Antonio Malinconico ist in zweifacher Hinsicht über jeden Zweifel erhaben. Einerseits spricht es ein breites Publikum an: Hörer, die lateinamerikanische Gitarrenmusik nicht mögen, muß man eher suchen. Andererseits situiert sich dieses Repertoire so schwebend zwischen einer in ihrer Authentizität kaum beurteilbaren Folklore und einer Ebene der südamerikanischen Pop-Musik, dass die Musik selbst nur unwesentlich anders kritisiert werden kann, denn in generischer Weise und auch die Interpretationen schwerlich an objektiven, aus Werken gewonnenen Kriterien gemessen werden können.
Der Musiker und Musikwissenschaftler Jorge Cardoso, der mit insgesamt fünf Stücken fast die Hälfte des Repertoires beigesteuert hat, wurde 1949 geboren; seine Stücke erheben den Anspruch, authentische Folklore zu sein und sind das sicherlich auch, doch sind sie letztlich auch so neu, dass die Grenzen zwischen einer zu dokumentierenden, älteren Folklore-Kunst und einem südamerikanischen Pop, ausgeführt mit rein akustischen Mitteln, verschwimmen. Ein Beispiel für eine schwierige Bewertungssituation wäre Cardosos Canción (Tr. 8): Hier könnte man sich eigentlich anstatt der eher matten melodischen Fortschreitungen einige emphatische größere Melodiesprünge in der Singstimme vorstellen, und es enttäuscht etwas, wenn der gesamte Vortrag so mittenbetont bleibt. Auf Ebene der Komposition werden Möglichkeiten verschenkt – doch kann man Folklore dafür tadeln, dass sie nicht Kunstmusik ist?
Tatsächlich vermeint man denn auch (Tr. 6), einen Qualitätssprung wahrzunehmen, wenn nach den eher unbekannten Lokalmatadoren ein einschlägiger kunstmusikalischer Komponist wie Astor Piazzolla erscheint, welcher auch einen dezidiert kunstmusikalischen Anspruch verwirklicht. Antonio Malinconico selbst neigt zum sehr subtilen, bisweilen fast verhaltenen Spiel, was besonders in dem populären Taquito Militar von Mariano Mores deutlich wird, in welchem jede Aggressivität zunächst ganz unversehens abhanden kommt oder höchstens in sehr untergründiger Weise ausgelebt wird. Malinconico hat darüber hinaus ein wenig mit dem sehr bässebetonten Klangbild und mit der zu großen Direktheit, mit der die Gitarre abgebildet ist, zu kämpfen.
Dr. Michael B. Weiß [30.05.2011]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist | Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|---|
1 | L.B. Areco | Misionerita | 00:02:52 |
2 | J. Cardoso | Polo Margariteño | 00:02:27 |
3 | Vals Peruano | 00:03:07 | |
4 | Thema de Milonga | 00:05:32 | |
5 | Zamba | 00:04:09 | |
6 | A. Piazzolla | Verano Porteño | 00:04:56 |
7 | A.B. Mangoré | Danza Paraguya | 00:02:30 |
8 | J. Cardoso | Canción | 00:05:18 |
9 | M. Mores | Taquito Militar | 00:02:57 |
10 | A. Ramírez | Alfonsina y el Mar (Zamba aus: Misa Criolla) | 00:05:01 |
11 | E. Falú | Preludio y danza | 00:05:25 |
Interpreten der Einspielung
Interpret(en) | Besetzung |
---|---|
Antonio Malinconico | Gitarre |