CAvi-music 8553207
1 CD • 80min • 2009
11.10.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Um ein Konzeptalbum handelt es sich hier sicher nicht. Ein inhaltlicher oder besetzungsmäßiger roter Faden ist zwischen Dvoraks Streichsextett und den Kompositionen von Schumann und Reimann kaum auszumachen. Eher haben wir es mit einer mehr oder weniger zufälligen Zusammenstellung von Live-Aufnahmen (mit Publikumsgeräuschen und Applaus) zu tun, die im Rahmen des vorjährigen Kammermusikfestes „Spannungen“ im Kraftwerk Heimbach entstanden sind, so dass die Veröffentlichung in erster Linie als Erinnerungsstück für Festivalbesucher von Interesse sein dürfte.
Dvoraks klangüppiges Sextett entstand in zeitlicher Nachbarschaft zum ersten Heft der Slawischen Tänze und lehnt sich in den Mittelsätzen „Dumka“ und „Furiant“ ebenfalls an volkstümliche Tanzformen an. Auf glückliche Weise verbindet es böhmische Musizierfreude mit kunstvoller Satztechnik. Schumanns sehr viel intimere Fantasiestücke op. 73 werden hier gleich zweimal geboten: in der Originalfassung für Klarinette und Klavier sowie in einer Version von Aribert Reimann für Klarinette mit Begleitung von Flöte, Harfe und zwei Bratschen – ein Gewand, das nicht so recht zu Schumanns Musik passen will. Abgesehen davon, dass die Einbeziehung der Flöte keineswegs glücklich wirkt, erscheint die Bearbeitung weniger transparent und trägt nichts Neues zur Vermittlung von Schumanns Intentionen bei. Nach dem Muster von Haydns Abschiedssinfonie entlässt die CD den etwas ratlosen Hörer mit Reimanns Komposition „Solo“ für eine einsame Klarinette.
Ähnlich uneinheitlich wie das Programm präsentiert sich das Niveau der Wiedergaben. An Dvoraks Sextett erweist sich wieder einmal, dass eine Handvoll renommierter Solisten noch lange kein ausgewogenes Ensemble ergeben muss. Das klingt weitgehend unstrukturiert, im Scherzo unangenehm forciert, in den Übergängen wenig organisch. Die Angewohnheit des Primarius, sich plötzlich geschmäcklerisch zurückzunehmen, steht in keiner Beziehung zu dem, was die Anderen tun. Ein Beispiel hervorragenden kammermusikalischen Musizierens geben dagegen der Cellist Gustav Rivinius und der Pianist Steven Osborne mit Schumanns Fünf Stücke im Volkston op. 102. Ebenso überzeugt der Klarinettist Jörg Widmann, der in Reimanns fast neunminütigem Solo alle Register seines Könnens zieht. Auch er hat für Schumanns Fantasiestücke mit Lars Vogt einen ausgezeichneten Klavierpartner, so dass eigentlich kein Bedarf an einer Bearbeitung des Werkes besteht.
Sixtus König † † [11.10.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Sextett A-Dur op. 48 für 2 Violinen, 2 Violas und 2 Violoncelli | 00:33:07 |
Robert Schumann | ||
5 | Drei Fantasiestücke op. 73 für Violoncello und Klavier | 00:10:48 |
8 | Fünf Stücke im Volkston op. 102 für Violoncello und Klavier | 00:15:51 |
13 | Fantasiestücke op. 73 für Klarinette und Klavier (bearb. von Aribert Reimann) | 00:10:57 |
Aribert Reimann | ||
16 | Solo für Klarinette | 00:08:47 |
Interpreten der Einspielung
- Christian Tetzlaff (Violine)
- Florian Donderer (Violine)
- Isabelle van Keulen (Viola)
- Rachel Roberts (Viola)
- Gustav Rivinius (Violoncello)
- Quirine Viersen (Violoncello)
- Jörg Widmann (Klarinette)
- Lars Vogt (Klavier)
- Steven Osborne (Klavier)
- Andrea Lieberknecht (Flöte)
- Jana Bousková (Harfe)
- Tatjana Masurenko (Viola)
- Hanna Weinmeister (Viola)