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Besprechung CD

cpo 777 436-2

2 CD • 1h 43min • 2008, 2007

31.12.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Erich Wolfgang Korngold, Komponist des Opern-Welterfolgs Die tote Stadt und nach seiner Emigration im Jahr 1934 in die USA Schöpfer Oskar-prämierter Film-Partituren, hat sich auch immer wieder dem intimen Bereich der Kammermusik gewidmet. Seine drei im Abstand von jeweils zehn Jahren entstandenen Streichquartette markieren wichtige Etappen seines Lebens und seiner künstlerischen Entwicklung.

Das erste Quartett, begonnen 1920 kurz nach der Fertigstellung der Toten Stadt und 1923 durch das Rosé-Quartett uraufgeführt, ist von expressionistischem Ausdruckswillen geprägt. Spätromantische Harmonien wechseln mit harten Dissonanzen, üppiger Klang, Chromatik und rhythmische Vexierspiele bestimmen über weite Strecken das Geschehen. Im Vollbewusstsein seines Könnens setzt hier der junge Komponist alle satztechnischen und instrumentalen Mittel ein, die dem Werk zu einer großzügigen, brillanten Wirkung verhelfen.

Das zweite Quartett, komponiert größtenteils im Sommer 1933 in Gmunden am Traunsee, wirkt mit seinem rustikalen Intermezzo, dem nachdenklichen Larghetto und dem berauschenden Walzer-Finale wie eine Hymne auf die alte Heimat des Komponisten. Es wurde zwar noch – kurz nach Hitlers Machtergreifung – in Wien uraufgeführt, doch die Drucklegung erfolgte bereits in Amerika. Das dritte Streichquartett, entstanden 1944/45 und Korngolds altem Freund, dem Dirigenten Bruno Walter gewidmet, zeigt die Hinwendung zu einer sparsameren, lineareren Schreibweise. Hier greift Korngold, wie auch in anderen Werken, verschiedentlich auf thematisches Material aus seinen Filmmusiken zurück – wie etwa auf den auf der Musik zum Seewolf basierenden langsamen Satz mit der Überschrift „Sostenuto – like a folk tune“. Freilich sind die Themen hier ganz ins Kammermusikalische gewendet und so kunstvoll verarbeitet, dass man ihre Herkunft kaum erraten würde.

Komplettiert wird das Programm der Doppel-CD durch das Klavierquintett op. 15, das etwa parallel zum ersten Streichquartett entstand, ein für alle Beteiligten hochvirtuoses Werk von orchestraler Klangfülle und großer, fast theatralisch anmutender Geste. Die brillanten, von Ideen überbordenden Ecksätze umrahmen ein wunderbares Adagio, das aus Variationen über Korngolds Liederzyklus Lieder des Abschieds besteht. Der finnische Pianist Henri Sigfridsson und die Mitglieder des Wiener Aron Quartetts, Ludig Müller, Barna Kobori, Georg Hamann und Christophe Pantillon, werden den exorbitanten technischen Herausforderungen mühelos gerecht. Auch im komplexesten Geschehen behalten sie kühlen Kopf und lassen sich nicht zu unkontrollierter Klangschwelgerei hinreißen. Ihr strenges Spiel zielt auf das Herausarbeiten von Strukturen und rückt Korngold eher in die Nähe Bartoks als die des Jugendstils. Statt al-fresco-Malerei wird die Fülle der Gedanken differenziert aufgeblättert, so dass auch bei wiederholtem Hören immer neue musikalische Erfahrungen zu machen sind. Eine gehaltvolle Veröffentlichung, an der man lange Freude haben wird.

Sixtus König † † [31.12.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Erich Wolfgang Korngold
1Klavierquintett op. 15 00:29:32
4Streichquartett Nr. 1 op. 16 00:27:56
CD/SACD 2
1Streichquartett Nr. 2 op. 26 00:21:33
5Streichquartett Nr. 3 op. 34 00:24:13

Interpreten der Einspielung

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