Die Mitternacht zog näher schon Romantische Balladen
OehmsClassics OC 815
1 CD • 71min • 2008
18.11.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Untertitel „Romantische Balladen” ist sicher etwas gewagt, da Goethe, von dem vier der vertonten Texte stammen, nicht den Romantikern zuzurechnen ist und sein Lied vom Floh nur unter Vorbehalt als Ballade zu bezeichnen ist, was auch für die von Mahler vertonten Wunderhorn-Lieder gilt. Busoni schließlich ist von jeder Art von Romantik weit entfernt. Aber abgesehen von diesem kleinen „Etikettenschwindel” ist die Zusammenstellung der Stücke sehr reizvoll und aufschlussreich, weil die Komponisten in unterschiedlicher Weise an die Texte herangehen. Wo Loewe noch eine verbindliche musikalische Form sucht, die auch zum Korsett werden kann, versuchen seine Nachfolger die literarischen Vorlagen mit ihren Mitteln zu erweitern und zu überhöhen.
Johannes Martin Kränzle, Ensemblemitglied der Frankfurter Oper und auch als Liedinterpret erfahren, läßt in seinem Vortrag eine nähere Beschäftigung mit den Balladen erkennen. Bei vorbildlicher Textdeutlichkeit setzt er präzise sprachliche und musikalische Akzente. Freilich hat die Stimme, ein lyrischer Bariton ohne hervorstechende Eigenfarbe, ihre Grenzen in der Tiefe wie in der Höhe. Viele der Gesänge kommen einer tieferen Männerstimme eher entgegen. Bei Loewes Edward und Herr Oluf geriert sich Kränzle nicht durchweg vorteilhaft als bassiger Barde, bei Schuberts Erlkönig verzichtet er dagegen auf histrionische Übertreibungen. Erfreulich ist der Sinn des Sängers für die komischen Nuancen in Mahlers Des Antonius von Padua Fischpredigt und Lob des hohen Verstandes wie in Busonis Flohlied-Version, auch in Die beiden Grenadiere läßt er Heines von Schumann wegkomponierte Ironie durchblitzen. Hilko Dumno unterstützt den Sänger vom Klavier aus markant und imaginativ.
Ekkehard Pluta [18.11.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Loewe | ||
1 | Edward op. 1 No. 1 (1818) | 00:05:30 |
2 | Herr Oluf op. 2 No. 2 (1821) | 00:05:57 |
3 | Der Mohrenfürst auf der Messe | 00:04:29 |
4 | Hochzeitlied op. 20 No. 1 | 00:05:19 |
Robert Schumann | ||
5 | Frühling op. 45 Nr. 2 | 00:03:02 |
6 | Der Schatzgräber | 00:03:02 |
7 | Belsazar op. 57 (1840) | 00:04:51 |
8 | Die beiden Grenadiere op. 49 No. 1 | 00:03:28 |
Hugo Wolf | ||
9 | Gutmann und Gutweib | 00:05:07 |
10 | Der Feuerreiter (1888) | 00:05:43 |
Franz Schubert | ||
11 | Der Zwerg op. 22 No. 1 D 771 | 00:05:20 |
12 | Erlkönig op. 1 D 328 | 00:04:03 |
Gustav Mahler | ||
13 | Des Antonius von Padua Fischpredigt (1893 - from: Des Knaben Wunderhorn) | 00:04:06 |
14 | Lob des hohen Verstandes (aus: Des Knaben Wunderhorn) | 00:02:49 |
15 | Revelge (from: Des Knaben Wunderhorn) | 00:06:41 |
Ferruccio Busoni | ||
16 | Flohlied | 00:01:26 |
Interpreten der Einspielung
- Johannes Martin Kränzle (Bariton)
- Hilko Dumno (Klavier)