Franciszek Lessel Wind Sextets

MD+G 301 1509-2
1 CD • 57min • 2007
18.05.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Franciszek Lessel (ca. 1780-1838) gilt als der Lieblingsschüler Joseph Haydns. 1797 zog der polnische Frühromantiker zum Medizinstudium nach Wien, nahm zwei Jahre später Kontakt mit Haydn auf, dem er bis zu dessen Tod nicht nur als Schüler, sondern in wohl nicht unerheblichem Maße auch als Mediziner verbunden blieb. 1810 kehrte Lessel nach Polen zurück und arbeitete neben seiner Konzert- und Kompositionstätigkeit als Schulinspektor, für kurze Zeit sogar als Gutsverwalter. Zu seinem die relevanten Gattungen seiner Zeit bedienenden Gesamtwerk gehören eine Oper, sechs Sinfonien, ein Klavierkonzert, Lieder, kirchenmusikalische, Klavier- und zahlreiche Kammermusik-Werke für unterschiedliche Besetzungen.
Die von Dieter Klöcker im Prager Nationalmuseum ausgegrabenen Bläsersextette Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 4 des hierzulande kaum beachteten und bekannten Komponisten lassen immer irgendwo ein wenig Haydn, auch Mozart durchschimmern. Trotzdem sprechen diese drei (Kontrabass grundierten) Es-Dur-Kompositionen eine eigene, streckenweise sogar Staunen machende Tonsprache. Klare und leicht verständliche Formen bilden den Rahmen für geistreiche Frage- und Antwort-Spiele sowie für eine große Gedankenfülle, die sich – unverkennbar in den jeweiligen Polonaisen und Menuetten sowie dem Siciliano aus dem Sextett Nr. 4 – auch gerne am rhythmischen und melodischen Material der polnischen Folklore bedient, besonders ohrenfällig im rustikalen Trio aus dem Menuett des Sextetts Nr. 4. Dazu gesellen sich romantische Züge, wie sie sich etwa in den manchmal geheimnisvollen, manchmal bedeutungsschweren Takten der langsamen Einleitungen der Kopfsätze bemerkbar machen, oder auch in den ungewöhnlichen harmonischen Fortschreitungen innerhalb des Trios aus dem Menuett des Sextetts Nr. 1. Nicht wirklich überzeugen können dagegen die Adagio- und Andante-Sätze. Ob es an der in eben diesen Sätzen sehr exakten, mehr akzentuierten denn geschmeidigen Spielweise des Consortium Classicum liegt? Auf jeden Fall verströmen die Mittelsätze einen recht akademischen Charakter, der mitunter auch nicht ganz frei ist von einer gewissen Schwerfälligkeit, so dass dem Großteil der darin enthaltenen Kantilenen ein wirkliches Aufblühen versagt bleibt. Dafür beeindruckt jedoch der schwungvolle, oft pointierte Elan, mit dem das klanglich und dynamisch fein ausbalancierte Consortium Classicum insgesamt zu Werke geht und mit dem den Musikern um den Klarinettisten und Musikarchäologen Dieter Klöcker eine dieser reizvollen und gefälligen Musik wie maßgeschneiderte Wiedergabe gelingt.
Christof Jetzschke [18.05.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franciszek Lessel | ||
1 | Sextett Nr. 4 Es-Dur | 00:23:21 |
7 | Sextett Nr. 3 Es-Dur | 00:14:23 |
11 | Sextett Nr. 1 Es-Dur | 00:19:01 |
Interpreten der Einspielung
- Consortium Classicum (Ensemble)