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Besprechung CD

Dietrich Fischer-Dieskau singt Bach

SWRmusic 94.201

1 CD • 58min • 1953, 1954, 1957, 1959

26.11.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

In unseren Tagen steht Dietrich Fischer-Dieskau bereits als „Ikone" der Gesangs- und vor allem der Liedkunst da, als unverrückbares Monument, über dessen Wert und Größe bereits alles Wesentliche gesagt und geschrieben wurde. Darum ist es gut und wichtig, sich auch in die Epoche seiner aufsehenerregenden Anfänge zurückzuversetzen. 1953, 1954 – das waren die Jahre, in denen sich der Ruhm des jungen Sängers schon durch ganz Europa verbreitete. Wie ein leuchtendes Gestirn erschien der „neue Mann" am Musikhimmel, von allen bestaunt und bewundert. Mit der ungekünstelten Selbstverständlichkeit seines Singens und Sprechens brachte er so viel Ungewohntes und Neuartiges, daß man auch die Irritation verstehen muß, die der noch in den Zwanzigern stehende Künstler ausgelöst hat. Der „wissende Sänger" – ein Schlagwort dieser Epoche – schien in ihm seine Verwirklichung gefunden zu haben. Ein Singen ohne Pose, ohne Pathos, ganz aus Wort und Ton heraus gestaltet, mit einer Gefühlstiefe, wie sie sich sonst nur Künstler mit langer Erfahrung aneignen können, dazu eine überregionale, gleichsam geschlechtslose Stimme, die alles, von der Baßregion bis zur Tenorlage in sich schloß und sogar die Grenze zum Feminen berührte.

Die Fundstücke aus dem SWR-Archiv bieten eine ideale Gelegenheit, heutigen Hörern einiges von der Wunderwirkung des jungen Fischer-Dieskau zu vermitteln. Von den Über-Akzentuierungen und sonstigen Manierismen der späteren Jahre ist hier noch keine Spur zu bemerken. Die Gesänge aus dem Schemellischen Liederbuch („Komm, süßer Tod", „O Jesulein süß" u.a.), aufgenommen 1953, sind in ihrer Schlichtheit einzigartig und ergreifend, ebenso berührend ist der Ton der jungen, fast möchte man sagen: frommen Stimme. Das sind musikalische Kunstwerke höchsten Ranges.

Problematisch ist freilich der instrumentale Teil des Programms, denn da werden sich bei den Anhängern der „historischen Aufführungspraxis" wahrscheinlich sämtliche vorhandenen Haare sträuben. Doch es gilt zu berücksichtigen, daß damals, bis Ende der Fünfzigerjahre, bei der Wiedergabe Alter Musik, völlig freier Wille herrschte. Somit hat man es mit einem Klangbild alter Prägung zu tun, gefühlsbetont, vibratoreich, kurz, alles was man heute etwas verächtlich als „romantisch" brandmarkt. Bemerkenswert, daß der Sänger mit seinem – im guten Sinn – nüchternen Vortragsstil sich davon nicht beeinflussen läßt und seinen eigenen Weg geht. Ein Beweis, wie sehr er seiner Zeit voraus war.

Clemens Höslinger [26.11.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Christoph Bach
1Ach, daß ich Wassers gnug hätte in meinem Haupte (Lamento) 00:07:10
Johann Sebastian Bach
2May peace now be with thee BWV 158 00:12:42
6Where God the Lord stands with us not BWV 178 00:03:51
7O joyous day of the new order BWV 83 00:05:09
8Give laud and praise the highest good BWV 117 00:03:50
9Of my sighing, of my crying BWV 13 00:06:39
10I find my joy in thee BWV 465 00:01:35
11I stand before the cradle here BWV 469 00:01:42
12Oh Jesus, so sweet, oh Jesus, so mild BWV 493 00:02:27
13It is finished! Do not forget this word BWV 458 00:01:30
14Come, sweet death, come, blessed rest! BWV 478 00:02:41
15My Jesus! What woe for thy soul BWV 487 00:02:52
16The bitter time of sorrow starts again BWV 450 00:03:56
17My Jesus, now thou art going BWV 500 00:02:23

Interpreten der Einspielung

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