
Tudor 7151
1 CD/SACD • 55min • 2006
25.09.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
An Einspielungen der vierten Sinfonie von Gustav Mahler ist kein Mangel. Die Überschaubarkeit der orchestralen Mittel (keine Posaunen) und der Verzicht auf Extravaganzen wie Chöre, exotische Instrumente oder Fernorchester macht die Programmierung der Vierten im Vergleich zu ihren achteinhalb Schwestern relativ unproblematisch. Doch sollte wer immer eine weitere Produktion des Werkes in Angriff nimmt sich fragen, was er musikalisch an bisher Ungesagtem oder aufnahmetechnisch an Erhellendem beizutragen hat, damit die Frucht seiner Bemühungen nicht in der Flut des Angebots untergeht. Die neue Tudor-Produktion bleibt über weite Strecken die Antwort schuldig.
Mit britischem Understatement lässt sich dem zwielichtigen Werk jedenfalls nicht beikommen. Das nicht eben glanzvolle, aber sehr gepflegte Spiel der Bamberger unter ihrem Chefdirigenten und die mehr aus Bemühen als aus Erleben kommende, in einem äußerst engen Rahmen realisierte Umsetzung von Mahlers Vorschriften, werden dem raffiniert-zwielichtigen Charakter des Werkes nicht gerecht. Dass dem himmlischen Leben nicht zu trauen ist, erfahren wir nur aus dem klugen Booklet-Text – in Notts Wiedergabe ist das nirgends spürbar. Selbst das Totentanz-Scherzo mit Scordatura-Solovioline wirkt hier gemütlich, hat nichts Gespenstisches. Nichts von dem „Biss“, den Simon Rattles Einspielung oder die alte Fritz Reiner-Aufnahme aufweisen – diese hübsche Neuaufnahme vermittelt mit ihrem Streben nach Wohlklang sicher den Eindruck von Naivität, nicht aber die Doppelzüngigkeit, auf die Ellen Kohlhaas mit Recht im Begleittext hinweist.
Dass Mojca Erdmann die kindliche Vision vom „Himmlischen Leben“ makellos, aber sehr fraulich singt, passt in das beschönigende Gesamtkonzept. Auch der Klang der SACD eröffnet keine neuen Hörwelten.
Sixtus König † † [25.09.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Gustav Mahler | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 G-Dur für Sopran und großes Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Mojca Erdmann (Sopran)
- Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie (Orchester)
- Jonathan Nott (Dirigent)