L' Harmonie des Nations
European Music at the Bavarian Court
Accent ACC 24200
1 CD • 68min • 2007
31.01.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Die kriegerischen Waffen und ihre Ursachen seien ferne von mir; die Noten, die Saiten, die lieblichen Musik-Töne geben mir meine Verrichtungen, und da ich die französische Art der deutschen und welschen einmenge, keinen Krieg anstifte, sondern vielleicht der Völker erwünschte Zusammenstimmung, dem lieben Frieden … vorspiele.“ Mit diesen Worten setzt Georg Muffat (1653-1704), nur fünf Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges geboren, der Musik als Friedensstifterin ein schönes Denkmal. Seit dem Westfälischen Frieden waren die Zeiten nicht wirklich friedlich geworden, und der Gedanke einer „Harmonie der Nationen“ ließ sich leichter durch eine friedliche Koexistenz der musikalischen Stile herbeiführen als auf der internationalen politischen Bühne, die besonders durch den Expansionsdrang des französischen „Sonnenkönigs“ nicht zu wirklichem Frieden gelangen konnte. Dem Generationsgenossen François Couperin (1668-1733) mag neben einem musikalischen Ziel bei seinem epochalen Vorhaben „réunion des goûts“, der Verschmelzung des französischen und des italienischen Stils, auch ein solches Gefühl des friedlichen Beieinanders der Völker vorgeschwebt haben. Georg Muffat war wirklich ein musikalischer Europäer: In Savoyen geboren, im Elsass aufgewachsen, in Paris ausgebildet, als Salzburger Hoforganist im Bannkreis der italienischen Musik hat er die musikalische Harmonie der Nationen selbst leibhaftig erlebt. So wird er, wie im Beiheft beschrieben, zum musikalischen Paten dieses Programms. Sein weltlicher Patron ist das Kurfürstentum Bayern, ein Mittelstaat auf der Schnittlinie der Interessen, der durch die gewagte Politik des Kurfürsten Max II. Emanuel, der von 1680 bis 1726 regierte, mitten in die Auseinandersetzungen der Zeit geriet. Dieser europäische politische Horizont, der deutlich über die bayerischen Kräfte ging, bescherte der Residenzstadt München indes eine beeindruckende kulturelle Vielfalt, von der das Programm dieser CD kündet.
Das Ensemble Stylus Phantasticus hat seinen Namen jenem freien, improvisatorischen Stil entlehnt, der von seinen Pionieren Frescobaldi und Froberger bis zu Buxtehude der Musik des Hochbarock entscheidende Akzente gab. Die seit 1993 bestehende Gruppe setzt sich aus ehemaligen Studenten der Schola Cantorum in Basel zusammen, die aus Argentinien, den USA, Deutschland und England stammen; sie will nach eigenen Worten „die Phantasie der Hörer wecken, sie anrühren und überraschen mit Freiheit und Gebundenheit, Virtuosität und Einfachheit, Expressivität und Intimität“. Hohe Ziele, die auf dieser CD zweifellos erreicht werden: Feinfühlig und voll Temperament breiten die Musiker vor ihren Hörern ein spannendes Panorama der europäischen Musik um 1700 aus, in dem Stücke italienischer, französischer und süddeutscher Provenienz sich zu schönster Harmonie vereinen.
Detmar Huchting [31.01.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Muffat | ||
1 | Nobilis Juventus (Adeliche Jugend) | 00:10:33 |
Evaristo Felice Abaco | ||
7 | Concerto a quattro da chiesa d-Moll op. 2 Nr. 1 | 00:06:33 |
Johann Christoph Pez | ||
11 | Sonata ottava g-Moll | 00:07:18 |
Johann Pachelbel | ||
15 | Partia II c-Moll | 00:07:46 |
Johann Caspar Kerll | ||
21 | Sonata à 3 g-Moll | 00:07:16 |
Johann Christoph Pez | ||
24 | Sonata decima seconda e-Moll | 00:07:37 |
Evaristo Felice Abaco | ||
27 | Concerto a quattro da chiesa g-Moll op. 2 Nr. 5 | 00:06:02 |
Georg Muffat | ||
31 | Sollicitudo | 00:14:22 |
Interpreten der Einspielung
- Stylus Phantasticus (Ensemble)