Naxos 8.557764
1 CD • 71min • 2005
14.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn es je Evergreens der Barockmusik gab, sind es Händels Wassermusik und die Musik für das königliche Feuerwerk. Daneben können nur noch Vivaldis Vier Jahreszeiten und Bachs Brandenburgische Konzerte bestehen. Vivaldis Zyklus von vier Konzerten sind eine musikalische Umsetzung vierer Gedichte, gewissermaßen Musik gewordene Poesie also; Bachs Brandenburgische Konzerte stehen als eindrucksvolle Beispiele dafür, wie ein Kapellmeister eines deutschen Provinzfürsten souverän eine ganz persönliche Deutung der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten des Concerto Grosso liefern kann. Händels Werke sind für die repräsentative Hofmusik der jungen Welfendynastie auf dem britischen Thron geschrieben, sie haben keine anderen Ziele im Visier als die in ihrem Titel angegebenen. Die Wassermusik und die Feuerwerksmusik sind Beispiele für die im Barock beliebte Gattung höfischer Freiluftmusiken, und durch ihre fantastische Qualität können sie bis auf den heutigen Tag Musiker zu Höchstleitungen anspornen und ein breites Publikum begeistern.
Einem Wunsch König Georgs I. nach einem Konzert auf der Themse entsprang die Komposition der in drei Suiten weitläufig angelegten Water Music. Während einer königlichen Bootsfahrt vom St. James-Palast zum Landsitz von Lord Ranelagh in Chelsea erklang das Werk und bezauberte den König derart, daß er es gleich wiederholen ließ und es auch bei der nächtlichen Rückfahrt zu seinem Palast noch einmal zu hören wünschte.
Die Feuerwerksmusik ist Jahrzehnte nach den Suiten der Wassermusik entstanden und gehört dem Spätwerk Händels an. Mit ungebrochener Souveränität gestaltet der Meister seinen musikalischen Beitrag zu den Freiluftfeierlichkeiten, mit denen das Ende des österreichischen Erbfolgekrieges und folglich Kaiserin Maria Theresia als rechtmäßige Erbin der habsburgischen Lande gefeiert wurde.
Der Kanadier Kevin Mallon hat die Einflüsse seiner durchaus verschiedenen Lehrmeister John Eliot Gardiner und William Christie in einen sehr überzeugenden Personalstil vereint; er ist im Naxos-Katalog bereits mit einer respektablen Anzahl bemerkenswerter Aufnahmen vertreten. Selbstbewußt, charmant, repräsentativ und lyrisch kommt uns Händel in dieser Einspielung seiner bekanntesten Orchesterwerke entgegen und darf somit alle Facetten seiner reichen Persönlichkeit zeigen. Verglichen mit Hervé Niquets vollmundig als „erste geschichtstreue Version“ angekündigten Einspielung aus dem Jahr 2002 (die durchaus ihre gleichartigen Vorgänger hatte!) besticht Kevin Mallons Interpretation besonders in den lyrischen Teilen durch sicheres Einfühlungsvermögen in die stimmungsvolle Atmosphäre, mit der Händel den König und die Hofgesellschaft bezaubert hat. In den repräsentativen Sätzen der Wassermusik wie der Feuerwerksmusik fällt bei Mallon die gelegentliche Neigung zu vordergründigem Prunk und bei Niquet eine durchaus französische unverblümte Freude an Prachtentfaltung auf; hier bietet die Aufnahme von Trevor Pinnock und dem English Concert bald ein Vierteljahrhundert nach ihrer Einspielung immer noch eine außerordentliche Vereinigung von Würde und Subtilität zu einem Festgenuß erster Güte.
Vergleichsaufnahmen: Le Concert Spirituel, Hervé Niquet (Leitung) Glossa GLCD 921606; The English Consort, Trevor Pinnock (Leitung), CD DG 469145-2
Detmar Huchting [14.03.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Wassermusik – Suite Nr. 1 F-Dur HWV 348 | |
2 | Wassermusik – Suite Nr. 2 D-Dur HWV 349 | |
3 | Wassermusik – Suite Nr. 3 G-Dur HWV 350 | |
4 | Feuerwerksmusik D-Dur HWV 351 |
Interpreten der Einspielung
- Aradia Ensemble (Ensemble)
- Kevin Mallon (Dirigent)