Magda Schwerzmann Querblick
Occam 4260035380348
1 CD • 61min • 2005
16.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es ist in gewissem Sinne ein einsames Abenteuer, auf alle Fälle kein ganz einfacher Gang durch die Musikgeschichte, wenn man sich im Labyrinth des Stilwandels der Jahrhunderte am Ariadnefaden unbegleiteter Flötentöne hindurchhangeln muß. Das beginnt hier etwa 1680 und führt mit einer Kostprobe von Matthias Müller (geb. 1960) bis in die unmittelbare Gegenwart. Eine Überraschung besonderer Art ist das Ansinnen dieser CD, daß der Zuhörer – einschließlich des Rezensenten – höflich auf die Internet-Adresse der Solistin ?“ verwiesen wird, wenn er alles Wissenswerte rund um die vorliegende Produktion zu erfahren wünscht. Ein teurer musikalischer Spaß also für alle jene, die sich dafür extra einen Computer anschaffen müssen. Denn es ist schon sehr ungewöhnlich, es bei einem luxuriös gestalteten Faltblättchen (anstelle eines üblichen, informativen Beiheftes) bewenden zu lassen, das sich auf eine optisch verspielte Aufmachung beschränkt: verfremdete Bildausschnitte, die das Aussehen der Instrumente nur erahnen lassen oder die sich als abstrakte Schmuckelemente verstehen, dazu ein paar Marginalien als dreisprachig Kleingedrucktes, dessen Schriftgröße für fortgeschrittene Brillenträger und Lupenbenutzer konzipiert zu sein scheint.
Doch nun zur Musik. Zur Wissensbereicherung der Spezialisten werden von der Solistin anhand der 21 Tracks aus Geschichte und Gegenwart neun unterschiedliche, werk- und stiladäquate Flötentypen vorgeführt, was durch eine intelligente Auswahl der Stücke und deren Formen eine Abwechslung im gebotenen Rahmen ermöglicht. Alles wird mit Akribie und künstlerischer Kompetenz vorgetragen, für die sich die Schweizer Musikerin Magda Schwerzmann als Meisterschülerin der Flötenprominenz in Basel, Zürich und London mit dem Ergebnis einer Auszeichnung beim Nicati-Wettbewerb 2000 und weiteren Förderstiftungen qualifiziert hat.
Als Leiterin internationaler Meisterkurse gewährt sie mit dem vorliegenden Programm-Querblick nach ihrem eigenen Wortspiel einen Durchblick durch den Flöten-Instrumentenbau mit Überblick zur Flötengeschichte und Einblick in die Stilvielfalt eines von ihr virtuos beherrschten Metiers. Bleibt für den Rezensenten nur noch der Ausblick auf ein vertiefendes Werkverständnis durch die Empfehlung für ein konzentriertes Zuhören zu ergänzen. Klangtechnisch muß man jedoch auf der Hut vor einer gelegentlichen Ausreizung des Lautstärke-Spitzenpegels sein. Der liegt nämlich knapp unterhalb des Klirrfaktors und wird nicht von jeder Lautsprechergarnitur akzeptiert, zumal die Flötistin eine imponierend dynamische Breite ihres ästhetisch abgerundeten Tonvolumens bis hin zum verhauchenden pianissimo bei absolut stabiler Intonation demonstriert.
Dr. Gerhard Pätzig [16.03.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Marin Marais | ||
1 | Les Folies d'Espagne | |
Joseph Bodin Boismortier | ||
2 | Cinquième Suite op. 35 | |
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
3 | Sonate a-Moll Wq 132 für Flöte solo | |
Anton Stamitz | ||
4 | Caprice de flûte en forme de sonate a-Moll op. 2 | |
Friedrich Kuhlau | ||
5 | Divertimento G-Dur op. 68 | |
Ernesto Köhler | ||
6 | Adagio patetico a-Moll op. 33 Nr. 10 | |
Claude Debussy | ||
7 | Syrinx L 129 | |
Pierre-Octave Ferroud | ||
8 | Trois pièces pour flûte de basse | |
André Jolivet | ||
9 | Ascèse Nr. 3 für Altflöte | |
Matthias Müller | ||
10 | Hexa |
Interpreten der Einspielung
- Magda Schwerzmann (Flöte)