Giovanni Battista Ferrandini Cantate per passione
Accent ACC 24181
1 CD • 74min • 2005
20.11.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Venezianer Giovanni Battista Ferrandini (1710-1791) muss ein Wunderkind gewesen sein, denn schon im Alter von zwölf Jahren wurde er mit dem fürstlichen Jahresgehalt von 500 Gulden als Oboist am Münchner Hof angestellt. Er wird dort keine großen Deutschkenntnisse nötig gehabt haben, das Orchester war nämlich fest in italienischer Hand. Unter den ausgezeichneten Musikern der Hofkapelle konnte Ferrandini sich vervollkommnen – nach fünf Jahren Aufenthalt in der bayerischen Hauptstadt wurde er 1732 zum „Hofmusiker“ ernannt, weitere fünf Jahre später rückte er zum „Kammer-Compositore“ auf (das war die Stellung, die Mozart ab 1787 für weniger als 500 Gulden pro Jahr am Wiener Kaiserhof versah).
Ferrandini hinterließ ein breit gefächertes Œuvre – Opern, Kantaten und Instrumentalmusik, stilistisch ist er dem Übergang vom Spätbarock zu einer galant-empfindsamen frühklassischen Schreibweise einzuordnen. Nach 33 Dienstjahren bat Ferrandini den Kurfürsten 1754 um seine Entlassung, da „mich … das angedauert unermüdete Studium in der Music, und composition dermassen ausgegeistert, dass hierdurch meine Gesundheit, und Naturs Kräfte totaliter zu scheitern gegangen…“ Ferrandini zog mit seiner Frau und seinen vier Kindern nach Padua, erholte sich wieder, lebte dort hoch geachtet und erreichte mit 81 Jahren ein für seine Zeit hohes Lebensalter.
Mit drei Kantaten für die Passionszeit und zwei Instrumentalwerken, einem Flötenkonzert und einem Streichquartett, zeichnet diese CD ein Porträt des Komponisten, das einen guten Eindruck von der Vielfalt seines Schaffens vermittelt. Die Kantaten warten mit interessanten Instrumentierungen auf, die ein wenig an die pastellene Farbigkeit der Fresken von Tiepolo denken lassen. Zurückhaltend ist Ferrandini auch in der musikalischen Schilderung von Dramatik und Affekten; wenn er in seinen Opern nicht deutlicher zur Sache gekommen ist, dürfte der theatralische Gesamteindruck eines solchen Bühnenwerks eher lau sein. In seinen auf dieser CD vereinten geistlichen Kompositionen ist ihm eine überzeugende Balance zwischen galanter Liebenswürdigkeit und frommer Innigkeit gelungen. Dieser Eindruck entsteht nicht zuletzt durch die leichte und geschmeidige Stimme Elisabeth Scholls und das feinfühlige Spiel der Instrumentalisten. Bestens sekundiert das Ensemble Echo du Danube dem Komponisten auch im Flötenkonzert sowie dem Streichquartett. Hier zeigt Ferrandini mehr Temperament: Deutlich ist er Vivaldi und dessen Generation verpflichtet – so hat das Streichquartett wenig mit dem Aufbruch in eine neue Gattung der Kammermusik zu tun, eigentlich ist es ein concerto da camera für vier Streicher.
Fazit: Diese CD fügt dem Mosaik der Tonkunst in der Epoche zwischen Altmeister Bach und Wolfgang Amadé Mozart einen ganz eigenartigen, in zarter Farbe schillernden Stein hinzu.
Detmar Huchting [20.11.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giovanni Battista Ferrandini | ||
1 | Liebste Mutter voll der Schmerzen (Arietta Sacra per il Sanctissimo Sepolcro) | |
2 | Conerto F-Dur | |
3 | O spettacolo pur troppo funesto (Cantata sacra) | |
4 | Quartetto g-Moll | |
5 | Ecco quel tronco (Cantata fatta per il Sto Sepolcro) |
Interpreten der Einspielung
- Elisabeth Scholl (Sopran)
- Echo du Danube (Ensemble)