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Besprechung CD

Naxos 8.557433

1 CD • 62min • 2004

17.05.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Diese CD ist ein schönes Beispiel dafür, wie das Konzept von Naxos aufgeht: Man nehme ein gutes Orchester – es muss keines der weltberühmtesten und teuersten sein –, einen Dirigenten, der sich durch ernsthafte künstlerische Arbeit einen Namen gemacht hat (in diesem Fall ist es eine der wenigen Frauen, die internationale Karriere als Dirigentin gemacht haben!), schließlich suche man eine intelligente musikalische Zusammenstellung. Das Ergebnis ist ausgezeichnet. An dieser Produktion stimmt alles.

Die CD bietet zunächst Gelegenheit, eines der modernsten, aggressivsten und visionärsten Stücke Bartóks und obendrein einen Meilenstein der Musik des 20. Jahrhunderts zu hören. Die Tanzpantomime Der wunderbare Mandarin kann auch heute noch stellenweise verstören und überraschen. Und Marin Alsops sehr suggestive Interpretation vermittelt alles, was die Faszination dieser Partitur ausmacht: die perkussiven Muster und Dissonanzen der Einleitung, den Lärm der Stadt, die typischen Glissandi der Blechbläser, die intensiven Lockrufe des Mädchens (z. B. Klarinette), die Sehnsüchte des Mandarins nach Liebe, die Begegnung Mädchen und Mandarin mit dem irrealen Walzer, die Gewalt des Sujets, die Grausamkeit der Ganoven (Mordversuche), die Einsamkeit und die Erlösung des sterbenden Mandarins.

Das Bournemouth Symphony Orchestra musiziert flexibel, intensiv und kostet den ungeheuren Reichtum an Farben und dynamischen Nuancen der Partitur sowie ihre große Expressivität exemplarisch aus. Die Aufnahmetechnik ist exzellent: Der Klang ist sehr direkt, außerordentlich präsent und durchsichtig, so dass kein Detail untergeht.

Die Tanzsuite von 1923 erfährt eine ebenso subtile Inszenierung. Deutlich werden dabei besonders zwei Momente, die diese Suite charakterisieren und ihren Reiz ausmachen: Einflüsse der ungarischen, rumänischen, ja sogar orientalischen Volksmusik und des Wunderbaren Mandarin, der kurz vor der Tanzsuite entstand. Es gibt Ähnlichkeiten in den Farben und Effekten des Orchesters und im Tonfall. Marin Alsop spitzt auch die Kontraste des Werkes in Dynamik und Tempo zu, sie lässt zudem mit der gelegentlich notwendigen Schärfe musizieren.

Für seine Ungarischen Bilder bearbeitete Bartók fünf Stücke aus verschiedenen Klavierzyklen für Orchester. Die Sujets sind ganz ungarisch, der Zyklus ist symmetrisch gebaut, Sätze im Stil ungarischer Volkslieder wechseln sich ab mit je einem Scherzo. Da gibt es freundliche Abendstimmung (I), einen wilden Bärentanz (II), Melodie, eine traurig-klagende Weise (III), schließlich das burleske Leicht angeheitert, die psychologisch raffinierte Schilderung eines Betrunkenen, der erst taumelt und dann stürzt (IV) und endlich den stampfenden Tanz des Schweinehirten, der zunächst schnell, dann aber immer langsamer werdend endet. Man hört diese Miniaturen mit Liebe zur individuellen Zeichnung, voller Temperament, Farbe und rhythmischer Präzision.

Dr. Helge Grünewald [17.05.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Béla Bartók
1Der wunderbare Mandarin op. 19 Sz 73 (Pantomime in einem Akt)
2Tanzsuite BB 86b Sz 77 für Orchester
3Hungarian Sketches Sz 97 BB 103 (1931)

Interpreten der Einspielung

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