William Byrd Consort Songs
harmonia mundi HMU 907383
1 CD • 75min • 2004
20.05.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
William Byrds Consorts Songs gehören nicht zu den prominentesten Werken des Komponisten, galten sie doch schon zu ihrer Entstehungszeit als altmodisch. Dem Geschmack der Zeit entsprechend, hat Byrd bei der Veröffentlichung zum Teil auch die Gambenstimmen mit den Gesangstexten unterlegt, damit man die Stücke wie Madrigale singen konnte. Jedoch lag ihm selbst, wie er mehrfach betonte, vor allem daran, die Schönheit einer Einzelstimme zur Geltung kommen lassen. Nun soll das Gambenconsort nicht bloß zum bescheidenen Diener der Singstimme werden; vielmehr ist der Sopran mit seiner fast instrumentalen Anlage prima inter pares, wie in der vorliegenden Einspielung schön zu hören ist. Emma Kirkby und dem Ensemble Fretwork gelingt nämlich eine perfekte Balance von Vokalem und Instrumentalem, von horizontalen und vertikalen Linien, von musikalischer Dichte und klanglicher Transparenz. Obwohl das Einzelwort bei Byrd eine geringere Rolle spielt als beispielsweise bei Dowland, gestaltet Kirkby sehr nuanciert und mit großer Binnenspannung. So erhält die Totenklage O that most rare breast (Tr. 9) einen fast schon dramatischen Spannungsaufbau. Im Vergleich mit Robin Blaze (Hyperion CDA 67397) werden hier auch charakteristische Unterschiede deutlich: Während Blaze und das Ensemble Concordia diesen Song als Ausdruck persönlicher, innerer Trauer darbieten, beleuchten Kirkby und Fretwork mehr die Vollkommenheit des musikalischen Monuments.
Als studierte Altphilologin hat Kirkby gewiß einen besonderen Sensus für die Stücke, in denen Byrd direkt oder indirekt auf antike Vorlagen zurückgreift: In Constant Penelope (Tr. 5) arbeitet sie vorbildlich den daktylischen Hexameter heraus (Ovids Heroides standen hier Pate), und in My mistress had a little dog (Tr. 8), einem Klagegesang auf einen verletzten Hund, läßt sie die Parodiekunst eines Catull durchschimmern. Das breite Spektrum von Byrds Consort Songs kommt auf dieser CD gut zur Geltung und wird von fünf delikat zelebrierten Instrumentalwerken gerahmt bzw. gegliedert, von denen allein die Pavan (Tr. 6) von Fretwork eine Spur zu hurtig gespielt wird. Werkeinführung und Präsentation lassen keine Wünsche offen.
Theodor Schliehen [20.05.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
William Byrd | ||
1 | My mind to me a kingdom is | |
2 | Fantasia a 6 (III) | |
3 | O Lord, how vain | |
4 | Contents is rich | |
5 | Constant Penelope | |
6 | Pavan a 6 | |
7 | Galliard a 6 | |
8 | My mistress had a little dog | |
9 | O that most rare breast | |
10 | The noble famous Queen (While Phoebus us'd to dwell) | |
11 | Fantasia a 4 (In manus tuas, III - aus: Gradualia I) | |
12 | Out of the orient crystal skies | |
13 | O Lord, bow down thine heav'nly eyes | |
14 | Fantasia a 6 (II) | |
15 | Truth at the first | |
16 | O you that hear this voice | |
17 | He that all earthly pleasure scorns |
Interpreten der Einspielung
- Emma Kirkby (Sopran)
- Fretwork (Ensemble)