Sharon Bezaly - From A to Z (Vol. 3)
BIS BIS 1459
1 CD/SACD • 78min • 2004
14.01.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn es so etwas wie ein musikalisches Alphabet geben sollte, dann manifestiert es sich hier – mit dem Buchstaben „D“ – als dritte Komponistenfolge einer originellen Idee des BIS-Produzenten Robert von Bahr mit seiner Exklusivkünstlerin, der Solo-Flötistin Sharon Bezaly. Da werden alle Register gezogen, sofern dies die mannigfaltigen Spielmöglichkeiten einer 24-karätigen Muramatsu-Goldflöte mit dem entsprechenden Werkaufgebot herausfordern und zulassen. Nicht genug damit, sollen sich alle A-BIS-Z-Programme durch eine absolut ungewöhnliche, überwiegend mit CD-Premieren bestückte Werkauswahl auszeichnen. Davon ist mindestens eine Komposition – im vorliegenden dritten Falle ist es gleich ein Doppel von Brett Dean (Jg. 1961) und Carl-Axel Dominique (Jg. 1939) – eigens der Solistin für das vorliegende Alphabetisierungsprojekt gewidmet worden.
Höher hinauf und besser geht es nicht, könnte man denken, wenn denn nicht die von der Interpretin glänzend bewältigten Herausforderungen 78 Minuten lang von den zwar mannigfaltigsten, aber eben doch ganz allein im Raume schwebenden Flötentönen für den Hörer durchzustehen wären. Da im vorliegenden Programm nur zwei Werke der im engeren Sinne klassischen Flötenliteratur mit vertrauter harmonisch-thematischer Substanz zuzuordnen sind, läuft das Konzept letztlich auf eine Art zeitgenössischer Modellsammlung hinaus. Das ist ein respektables Pioniervorhaben, offenbart aber auch Probleme des Zuhören-Könnens für den unvorbereiteten Kenner und Liebhaber, wie sie sich die Ausübenden nur schwer vorstellen können. Alle an der Produktion Beteiligten, voran der Komponist und seine Interpretin, haben nämlich den unvergleichlichen Vorteil, die Musik mit Hilfe des Notentextes optisch in Verbindung zu bringen und damit im wahrsten Sinne des Wortes auch „vor Augen“ zu haben. Dadurch werden Werkstrukturen offenbar, wie sie durch Tempo- und Taktangaben, Spielanweisungen, Notenbild oder Grafiken, Vorzeichen und andere sichtbare Merkmale für motivische Varianten, rhythmische Komplikationen, Taktgruppierungen und Pausen eine unverzichtbare Voraussetzung für ein analytisches (und damit qualitatives) Werkverständnis im Sinne von Theodor Adornos gutem Hörer im Sinne seiner „Einführung in die Musiksoziologie“ sind.
Ohne eine solche Transparenz der akustischen Ereignisse konzentriert sich der Musikgenuß – falls es denn einer für den weniger spezialisierten Flötenliebhaber ist – auf den zwar vordergründigen, zweifellos äußerst virtuosen Umgang mit dem Flöteninstrument. Vor allem wird er Gefallen finden an der artistischen, meisterhaften Beherrschung aller nur denkbaren Kapriolen, Klangfarben und Effekte, wie sie Sharon Bezaly dank der Fülle ihrer Kombinationen „von A bis Z“ als eine First Lady unter ihresgleichen auszeichnet.
Dr. Gerhard Pätzig [14.01.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Brett Dean | ||
1 | Demons | |
Ernst von Dohnányi | ||
2 | Passacaglia es-Moll op. 6 | |
Carl-Axel Dominique | ||
3 | Songlines | |
Cécile Louise Chaminade | ||
4 | Pièce romantique | |
Caspar Diethelm | ||
5 | Zodiak op. 140 (12 Konstellationen mit Prolog und Epilog) | |
Jean Donjon | ||
6 | Le Chant du Vent | |
François Devienne | ||
7 | Sonate Nr. 4 G-Dur für Flöte | |
Claude Debussy | ||
8 | Syrinx L 129 |
Interpreten der Einspielung
- Sharon Bezaly (Flöte)