cpo 999 820-2
1 CD • 49min • 2001, 2003
09.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Am 31. Mai jährt sich der Geburtstag der französischen Komponistin Louise Farrenc zum 200. Mal, und rechtzeitig zu diesem Jahrestag ergänzt cpo jetzt mit einer zweiten CD die bereits vorliegende Produktion (999 603-2) zu einer Gesamtaufnahme, die alle drei Sinfonien sowie die beiden Konzertouvertüren e-moll und Es-Dur enthält. Hier wie dort dirigiert Johannes Goritzki die hörenswerte NDR Radiophilharmonie, und hier wie dort zeigt sich, daß Madame Farrenc ihre deutschen Zeitgenössinnen bei weitem an schöpferischem Potential im allgemeinen und dramatischer Kraft im besonderen überflügelte. Die zweite Sinfonie, wohl nicht zufällig in derselben Tonart gehalten wie das entsprechende Werk des großen Geistes, der die Seiten der Partitur durchzieht – diese zweite Sinfonie von 1846 besticht durch straffe Organisation, wunderbare thematische Einfälle und rhythmische Aktionen, die ebenso wie die Durchführungsarbeit und viele der instrumentatorischen Feinheiten so klar und deutlich an Ludwig van Beethoven ausgerichtet sind, dass sich ein Johannes Brahms wieder einmal nicht hätte setzen können angesichts der vielen Bekannten, die es zu grüßen galt. Allenfalls in dem sehr eigenen Scherzo hätte er vielleicht ein wenig Ruhe gefunden, bevor ihm dann im Finale sogar Elemente Schumannscher Sinfonik zwischen die Eroica geraten wären ...
Ist diese Sinfonie nun aber nichts weiter als ein Abklatsch, den die Schülerin des Beethoven-Freundes Antonín Reicha zu Papier gebracht hat? Kaum. Es bewahrheitet sich vielmehr Schumanns Diktum, wonach die Form das Gefäß des Geistes sei. Nehmen wir doch einmal an, es habe sich hier ganz schlicht die Begeisterung einer Wahlverwandten artikulieren wollen und das mit ebenso großem handwerklichen Geschick wie mit innerer Impulsivität: Dann ist es eigentlich völlig unnötig, durch mikroskopische, nicht wirklich nachvollziehbare Analysen Unterschiedlichkeiten herauspräparieren zu wollen, die sich beim Hören viel besser realisieren lassen.
Wie sehr Louise Farrenc die Tonarten ihrer Zeit beherrschte, zeigen nach der Sinfonie auch die beiden Ouvertüren, in deren erster es zu mancherlei italienischen Wirbelstürmen kommt, während man sich das Schwesterwerk gut als Vorspann einer schaurig-schönen romantischen Oper denken könnte. Auch so etwas muß man erstmal mit demselben Pfeffer, Pfiff und Feuer schreiben können wie Madame Farrenc! Dazu ein spielfreudiges Orchester und ein Dirigent, der Vergnügen an flotten Tempi hat – und schon entsteht eine Produktion, an der es aus musikalischem Blickwinkel nichts zu rütteln gibt.
Rasmus van Rijn [09.06.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Louise Farrenc | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 35 (1846) | |
2 | Ouvertüre Nr. 1 e-Moll op. 23 (1834) | |
3 | Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur (1834) |
Interpreten der Einspielung
- NDR Radiophilharmonie (Orchester)
- Johannes Goritzki (Dirigent)