Naxos 8.555781
1 CD • 67min • 2001
28.10.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Obwohl Schostakowitschs Sonate Nr. 1 op. 12 im Konzertsaal und im Bewußtsein der Klavierfreunde eine untergeordnete Rolle spielt, nennt der Katalog – die gestrichenen und nie bei uns verfügbaren Aufnahmen miteingerechnet – eine nicht geringe Anzhal von Einspielungen (von denen weiter unten eine Auswahl aufgelistet ist). Hätte Emil Gilels seinerzeit für RCA nicht die umfangreichere, in Stil und Atmosphäre etwas umgänglichere Zweite Sonate eingespielt, hätten sich vielleicht Sviatoslav Richter oder Vladimir Horowitz, von den Jüngeren der frühe Gawrilow oder der Übermeister Sokolov der knapp viertelstündigen Sonatenstudie op. 12 angenommen, dann sähe es mit der Reputation dieses Werkes sicher günstiger aus.
Konstantin Scherbakov ist es in diesem Zusammenhang hoch anzurechnen, eine sehr bedachte, in vielen Farben glühende, schwelende Darstellung bereitzustellen, die derjenigen von Lilya Zilberstein vielleicht im Rahmen des Bozener Busoni-Wettbwerbs ’87 etwas flüchtig und zu flott geratenen eine Menge an Perspektive und Botschaft voraus hat. Ihre ein Jahr später entstandene Studio-Aufnahme (DG) ist eine Spur besonnener.
Für die vergleichende Höranalyse eignet sich Scherbakovs Sicht der Préludes op. 34 besonders gut, wenn man eine so exzentrische, in weiten Teilen spitzfindig, ja stechend formulierte Aufnahme wie jene von Olli Mustonen zur Verfügung hat. Während Mustonen das Einzelne, die je eigene Grimasse, das je eigene technische und expressive Muster herausstellt und ausreizt, betont Scherbakov das Verbindende, hütet sich, kleine Zirkus-Szenen zwischen Clownerie und Weltschmerz zu inszenieren (wie es ja auch manche Geiger in den Zyganov-Transkriptionen mit zuweilen hysterischen Resultaten betreiben!).
Mit den selten zu hörenden Aphorismen – in Prokofieff-Nähe – und den frühen „Fantastischen Tänzen“ op. 5 bietet Scherbakov willkommene Katalogergänzungen auf hohem reflexiven und tastentechnischen Niveau. Zusammen mit seiner fulminanten, ergreifenden Gesamtaufnahme der 24 Präludien und Fugen op. 87 stellt diese Edition nun schon einen beträchtlichen Teil der Klavierwerke des russischen Meisters dar. Man darf erwarten, ja hoffen, daß noch Weiteres folgen wird.
Vergleich-aufnahme(n): Sonate Nr. 1: C.Weichert (Accord 2000252), Varvarova (Le chant du monde LDC 2781012), Zilberstein (Nuova era 6757, DG 427766-2), Postnikova (Melodya C10 1785 001), Khudoley (Melodya C10 18977-8); Préludes op. 34: Mostonen (Decca 433055-2), Dejanova (Nimbis 5026), Viardo (Elektra Nonesuch 7559-79234-2 ZK), Wirssaladze (Live Classics LCL 30, Pzarro (Collins 14962), Rozanova (Harmonia mundi HMN 911757)
Peter Cossé † [28.10.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch | ||
1 | 24 Präludien op. 34 | |
2 | Aphorismen op. 13 (1927) | |
3 | Klaviersonate Nr. 1 op. 12 (1926) | |
4 | Drei fantastische Tänze op. 5 |
Interpreten der Einspielung
- Konstantin Scherbakov (Klavier)