Sylvain Cambreling (SWRmusic)

Sylvain Cambreling

Messiaen

SWRmusic 93.063

1 CD • 76min • 2002

25.09.2003

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Klassik Heute
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„No hay caminos, hay que caminar...“ dieses Motto aus dem Kloster in Toledo wurde auch aufgrund des so benannten Orchesterwerks (1987) Luigi Nonos zu einem geflügelten Wort der jüngeren Avantgarde – und es wurde fast zum Tabu-Bruch, Komponieren als „Da-Sein“ und nicht als ein „Unterwegs Sein“ zu verstehen. Nono starb 1990 – und der 1992 gestorbene Messiaen hinterließ mit seinem ebenfalls 1987 begonnenen elfsätzigen Orchesterzyklus Éclairs... ein geradezu pointiertes Gegenstück zu Nonos Meisterwerk. Denn hier ist die Musik „da“ wie sie kaum mehr „da-sein“ kann: der Hörer wird innerhalb von Sekundenbruchteilen in die Sphäre der Musik gehoben, die eine präzise Sphäre des Jenseitigen ist – musikalisch so präzise wie Stephen Hawking in der Astronomie, wenn er vom elfdimensionalen Raum spricht.

Die bisherigen Interpretationen dieses großartigen Werkes zeigen ein dem mystischen Realismus der Musik angemessenes hohes Niveau, allen voran Myung-Whun Chun (s.u.), dessen verzaubert-singender Tonfall einem die Sprache verschlägt. Makellos, kristallin-transparent und durchgehend inspiriert ist aber auch diese ebenso konsequente Aufnahme unter Sylvain Cambreling. Cambreling fasziniert durch den großen Atem, mit dem er die Musik zelebriert (in deutlich langsameren Tempi); dabei bleibt er stets eine Spur nüchterner als Chung und setzt in diesem Sinne die Musik doch eher in die Nähe des Mottos aus Toledo.

(Zitierte Einspielung: Orchestre de l’Opéra Bastille, Myung-Whun Chung, 1994, DG 439 929-2)

Hans-Christian v. Dadelsen [25.09.2003]