Georg Philipp Telemann
Der Messias • Concerti
cpo 999847-2
1 CD • 58min • 2002
01.07.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wer zu der anachronistischen Minderheit gehört und Klopstock im Jahr seines 200. Todestages zu feiern gedenkt, sollte sich schleunigst diese CD zulegen. In ehrwürdig hohem Alter vertonte Georg Philipp Telemann einige Verse aus dem ersten und dem zehnten Gesang des Messias und ließ sich von Klopstocks Dichtung zu einer unerhört formenreichen Deklamationskunst beflügeln, um am Ende sogar noch der aufsteigenden Epoche der Empfindsamkeit zu huldigen. Dieser Aspekt vor allem erstaunte die (deutlich jüngeren) Zeitgenossen: „Soviel simpler Ausdruck des Affekts, so viel edler rührender Gesang herrscht darin“, lobte nach Telemanns Tod der Hamburger Gelehrte Christoph Daniel Ebeling das zeitgemäße Spätwerk des zeitlos modernen Komponisten. Und gerade den schlichten, empfindsamen Ton wissen die Sängerinnen Veronika Winter und Marion Eckstein mit diskretem Kunstverstand zu treffen. Auf den verschlungenen Pfaden der vielfach wechselnden Rezitative und Ariosi – die andere, experimentelle Seite dieser Komposition – folgen ihnen Jan Kobow, ein Tenor von intelligentester Musikalität und feinstem Gespür für Wort und Sinn, und der Bassist Klaus Mertens, der ein Element dramatischer Größe in diese Aufnahme trägt.
Vor gut zwei Jahren erst wurde das Telemannische Collegium Michaelstein von Musikern des Telemann-Kammerorchesters gegründet, und da das Ensemble bei den Messias-Vertonungen bereits in rein instrumentalen Vor- und Zwischenspielen vielversprechend zum Zuge kommt (darunter ein ergreifend schöner Zwiegesang der Solovioline und der Oboe d’amore), darf sich der Hörer über drei „Zugaben“ freuen, die das vorzügliche Collegium allein bestreitet: eine „Partie“ für je zwei Blockflöten, Oboen und Violinen (mit Continuo), eine Streichersonate und ein als „Concerto“ überliefertes Stück, ein Quartett, das jedoch bei dieser Einspielung in chorischer Besetzung dargeboten wird, um einen Seitenpfad der zeitgenössischen Aufführungspraxis vor Augen und Ohren zu führen.
Das Telemannische Collegium, institutionell der Stiftung Kloster Michaelstein verbunden, musiziert unter der inspirierenden Leitung des Cembalisten Ludger Rémy mit spürbarer Freude an den kräftigen Farben, dem gesteigerten Ausdruck des historischen Instrumentariums. Kantig und wuchtig, reich und schwelgerisch, zum Greifen plastisch, mit starken Baßakzenten, glühendem Bläserton, geerdetem Klang – so packt und fesselt das Spiel dieser Musiker vom ersten bis zum letzten Takt: wie ein Orchester aus lauter „Originalen“ und „Charakterdarstellern“.
Zwei ausgezeichnet instruktive Beiträge im Begleitheft sorgen für die nötige wissenschaftliche Erhellung.
Susanne Stähr [01.07.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Der Messias TWV 6:4 (Text: Friedrich Gottlieb Klopstock) | |
2 | Partie a-Moll TWV 44:42 | |
3 | Sonata F-Dur TWV 44:11 | |
4 | Concerto Es-Dur TWV 43:Es1 |
Interpreten der Einspielung
- Veronika Winter (Sopran)
- Marion Eckstein (Alt)
- Jan Kobow (Tenor)
- Klaus Mertens (Baß)
- Telemannisches Collegium Michaelstein (Ensemble)
- Ludger Rémy (Dirigent)