Chandos CHAN 10036(2)
2 CD • 2h 27min • 2001
02.04.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Lange Zeit hatte Brittens einzige komische Oper einen festen Platz im Repertoire auch deutscher Opernhäuser. Die auf einer Vorlage Maupassants basierende Satire auf puritanische Moralvorstellungen verfehlte in den prüden 50er Jahren auch hierzulande ihre Wirkung nicht. Nach der vielbeschworenen „sexuellen Revolution“ mußte sie zwangsläufig Patina ansetzen. Die Handlung erschien nun rührend altmodisch und Brittens Partitur, obwohl musikalische Feinkost, doch ein bißchen „sophisticated“.
Chandos hat nun eine Neuaufnahme vorgelegt, die sich der Konkurrenz von Brittens authentischer Decca-Einspielung von 1964 (mit Peter Pears) ebenso stellen muß wie einer rundum gelungenen Produktion unter Steuart Bedford, die 1996 beim englischen Label Collins herauskam und in diesem Monat zum Budget-Preis bei Naxos neu aufgelegt wird.
In orchestraler Hinsicht kann sie mit den Vorgängern mithalten. Richard Hickox musiziert mit der City of London Sinfonia präzise, pointiert und mit einer Tendenz zum aufgerauhten Klang, dabei eher die Modernität der Partitur als ihre klassizistischen Tendenzen betonend. Nur: Richtige Laune will nicht aufkommen. Es fehlt dem Unternehmen an Humor und komödiantischer Vitalität.
Auch rein vokal ist die Hickox-Crew den Kollegen aus dem Bedford-Ensemble nicht ebenbürtig. Einzige Ausnahme: James Gilchrist, ein renommierter Oratoriensänger, der mit Stil, aber auch mit psychologischer Einfühlung Charakter und Entwicklung des Albert Herring nachzeichnet. Sandra Bullock als Tugendwächterin Mrs. Billows neigt zum Kreischen und Keifen, was auch für Anne Collins als Mrs. Herring und – mit Abstrichen – für Sally Burgess als Haushälterin gilt. Die vier Würdenträger (Evans, Opie, Tear, Richardson) sind solide, was man auch dem Liebespaar (Stephen, Willliams) attestieren kann.
Ekkehard Pluta [02.04.2003]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Benjamin Britten | ||
1 | Albert Herring op. 39 |
Interpreten der Einspielung
- James Gilchrist (Albert Herring - Tenor)
- Pamela Helen Stephen (Nancy - Mezzosopran)
- Roderick Williams (Sid - Bariton)
- Susan Bullock (Lady Billows - Sopran)
- Sally Burgess (Florence Pike - Mezzosopran)
- Alan Opie (Mr Gedge - Bariton)
- Stephen Richardson (Superintendent Budd - Baß)
- Robert Tear (Mr Upfold - Tenor)
- Rebecca Evans (Miss Wordsworth - Sopran)
- Anne Collins (Mrs Herring - Mezzosopran)
- Yvette Bonner (Emmie - Kindersopran)
- Rebecca Bottone (Cis - Kindersopran)
- Gregory Monk (Harry - Kindersopran)
- City of London Sinfonia (Orchester)
- Richard Hickox (Dirigent)