cpo 999 873-2
3 CD • 3h 22min • 1998
20.01.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wer von Wilhelm Kienzl nur die etwas schnulzenhafte Arie Selig sind, die Verfolgung leiden kennt, kann den Rang dieses Komponisten nicht richtig einschätzen. Sein 1898 in Berlin uraufgeführter Don Quixote, auf dem Theater relativ glücklos, läßt uns einen nicht zu unterschätzenden Kleinmeister erkennen, der das Handwerk des Opernkomponisten aus dem Effeff beherrscht. Kienzl unterliegt nicht dem Fehler so vieler Wagner-Nachfolger (darunter der junge Strauss und der junge Pfitzner), die Errungenschaften des Meisters übersteigern zu wollen, sondern verbindet, darin Engelbert Humperdinck und Siegfried Wagner nicht unähnlich, die sinfonische Form mit einem volkstümlichen, spielopernhaften Ton.
Im selbstverfaßten Libretto, das sich um Nähe zum Original bemüht, überwiegen die burlesken und tragikomischen Elemente, doch findet das Lyrische in ausgedehnten Orchestereinleitungen und Zwischenspielen (am eindrucksvollsten Don Quixotes Heimkehr im 3. Akt) breiten Raum. Obwohl das Werk die Länge einer Wagner-Oper hat, hängt die Spannung in keinem Augenblick durch.
Jedenfalls nicht in der vorzüglichen Konzert-Aufnahme von 1998, die jetzt bei cpo auf CD vorgelegt wird. Gustav Kuhn und das Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester musizieren mit Wärme und Eloquenz, da bleibt kein Körnchen Archivstaub auf der Partitur liegen. Daß die Rehabilitation eines verkannten Meisterwerkes gelingt, verdankt sich aber auch einigen sängerischen Leistungen. Vor allem der Bariton Thomas Mohr in der Titelrolle leistet Bravouröses. Daneben profilieren sich am stärksten der tenorale Sancho Pansa von James Wagner und der Mezzosopran Michelle Breedt in der handfest-derben Partie der Mercedes. Bei den Sängern der Nebenrollen sind einige Abstriche zu machen.
Ekkehard Pluta [20.01.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wilhelm Kienzl | ||
1 | Don Quixote op. 50 |
Interpreten der Einspielung
- Thomas Mohr (Alonzo Quixano - Bariton)
- Michelle Breedt (Mercedes - Mezzosopran)
- James Wagner (Sancho Pansa - Tenor)
- Celina Lindsley (Herzogin - Sopran)
- Hans Aschenbach (Herzog - Tenor)
- Thomas Hay (Don Clavijo - Baß)
- Matthias Henneberg (Carrasco - Bariton)
- Andreas Kohn (Tirante - Baß)
- Kirsten Blanck (Maritorness - Sopran)
- Gabriele Schreckenbach (Aldonza - Alt)
- Rundfunkchor Berlin (Chor)
- Rundfunk Sinfonieorchester Berlin (Orchester)
- Gustav Kuhn (Inszenierung)