Warner Fonit 0927 43298-2
2 CD • 2h 00min • 1988
10.06.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Sieben italienische Bühnen brachten im Jahr 1901 (alle fast am selben Tag, dem 17. Januar) Mascagnis neueste Oper Le maschere zur ersten Aufführung. Ein Beweis für die enorme Machtposition, die der Komponist im damaligen Musikleben innehatte, obwohl sein Rivale Puccini eben daran war, ihm den Rang abzulaufen. Der erhoffte Triumph blieb jedoch aus, die meisten Aufführungen gingen im wütenden Protest des Publikums unter.
Le maschere - das ist einer jener zahlreichen literarischen und musikalischen Versuche aus dem Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts, die Theaterkunst zum Thema szenischer Darstellung zu erheben, somit Theater über das Theater zu machen. Strauss und Hofmannsthal haben diesen Weg mit ihrer Ariadne auf Naxos eingeschlagen, bereits erheblich früher wagte Mascagni in Gemeinschaft mit seinem Librettisten Luigi Illica etwas ähnliches: die Wiederbelebung der commedia dell'arte. Ganz folgerichtig trägt das Darsteller-Personal Namen wie Colombina, Arlecchino, Brighella und Pantalone. Das Stück beginnt wie eine Improvisation, zum Teil mit gesprochenem Text, und geht erst nach und nach in eine reguläre Opernhandlung über.
In Mascagnis Musik lebt jenes eigentümliche Fluktuieren und Changieren innerhalb der Tonarten weiter, wie dies in seinen früheren Werken (L'Amico Fritz oder Iris) vorzufinden ist. Es gibt in Le maschere ein Intermezzo sinfonico (melodisch das reizvollste Stück), es gibt eine Serenata für Tenor, alles in jener herb-süßen Tonsprache, die für den Komponisten so kennzeichnend ist. Vom Hergebrachten weichen die parodistischen Elemente der Musik, darunter eine Sopranarie im Stil von Bellinis La sonnambula, ab. Auch sonst sind mehrere Anklänge zu vernehmen, die auf musikalische Vorfahren wie Rossini oder Verdi hindeuten. Was dem interessanten Werk vermutlich seine durchgreifende Wirkung raubt, ist das allzu Bemühte, Konstruierte, das gewaltsam Erzwungene. Herzlicher, erfrischender Humor ist in dieser Burleske nicht vorzufinden.
Die Aufführung vom Teatro Communale in Bologna bietet ein gutes Sänger-Ensemble, das mit Giuseppe Sabbatini (Arlecchino), Vincenzo La Scola (in der Caruso-Rolle des Florindo), Carlos Chausson (Pantalone) und Enzo Dara (in der eher peinlichen Stotterer-Partie des Tartaglia) markante Vertreter hat. Etwas schwächer sind die weiblichen Rollen besetzt. Das Orchester vermag nicht alle Lichter der ziemlich komplizierten Partitur zum Glänzen zu bringen und der Opernchor von Bologna mit seinen plärrenden Stimmen ist absolut als letztklassig zu bezeichnen. Trotz klanglicher und künstlerischer Mängel bedeutet die Live-Aufnahme eine bemerkenswerte Neuheit für das Plattenrepertoire.
Clemens Höslinger [10.06.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Pietro Mascagni | ||
1 | Le maschere (Commedia lirica e giocosa) |
Interpreten der Einspielung
- Amelia Felle ()
- Maria José Gallego ()
- Vincenzo La Scola ()
- Giuseppe Sabbatini ()
- Enzo Dara ()
- Angelo Romero ()
- Osvaldo Di Credico ()
- Carlos Chausson ()
- Nelson Portella ()
- Orchestra e Coro del Teatro Comunale di Bologna (Orchester)
- Gianluigi Gelmetti (Dirigent)