Neujahrskonzert 2001
Teldec 8573-83563-2
2 CD • 1h 36min • 2001
01.05.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Zum ersten Mal war Nikolaus Harnoncourt der Dirigent des Wiener Neujahrskonzerts. Ein Ereignis, das mit unerhörter Spannung erwartet und mit ebenso unerhörter Begeisterung gefeiert wurde. Vielleicht hat in dem Jubelsturm auch die Erleichterung darüber mitgeklungen, daß nichts „Arges“ und nichts allzu Umstürzlerisches passiert ist, was ja von einem so radikalen Musiker erwartet (oder auch befürchtet) werden konnte. Aber die Ängste waren umsonst, das Resultat hat alle in höchstem Maße befriedigt. Dennoch – die Handschrift des unerbittlichen Musik-Exegeten blieb auch diesmal unverkennbar. Der Radetzky-Marsch von Johann Strauß Vater, seit eh und je im Neujahrskonzert die Schluß-Nummer, stand diesmal am Beginn und erklang in ungewohntem, instrumental reduziertem Urzustand. Joseph Lanner, dessen zweihundertster Geburtstag in diesem Jahr begangen wird, kam mit einer beträchtlichen Auswahl zu philharmonischen Ehren, darunter mit den reizenden Steyrischen Tänzen, die Igor Strawinsky so brillant und witzig in seine Petruschka-Musik eingeflochten hat. Die Ouvertüre zu Eine Nacht in Venedig in der Berliner Fassung hat Harnoncourt bereits in seiner Strauß-Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern vorgestellt. Stücke wie Der Kobold oder die Lucifer Polka von Johann Strauß weisen schon durch ihre Titel auf den grimmig-diabolischen Unterton des Konzerts hin. Harnoncourts Wiedergabe der Wiener Tanzmusik besitzt nicht das Geschmeidige und Einschmeichelnde, das von anderen Versionen bekannt ist. Die Kanten springen scharf hervor, oft sausen die Akkorde wie Peitschenhiebe drein. Aber nie wird es verletzend, immer steht der große musikalische Bogen unversehrt da. Da sich das Wiener Orchester am Neujahrstag in allerbester Disposition befand, kam ein beglückendes Konzertereignis zustande, dessen Festtagsstimmung sich ohne weiteres auch auf das Plattenpublikum überträgt.
Die CD 1 ist mit dem Hauptprogramm gefüllt, CD 2 mit einer Spielzeit von 16 Minuten enthält nur die Zugaben: die Polka Ohne Sorgen von Josef Strauß, den obligaten Donauwalzer und natürlich auch den Radetzky-Marsch – diesmal aber nicht im Originalklang, sondern in der altbekannten Wiener Hausmischung.
Clemens Höslinger [01.05.2001]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Strauß (Vater) | ||
1 | Radetzky-Marsch op. 228 | |
Josef Lanner | ||
2 | Die Schönbrunner op. 200 (Walzer) | |
3 | Jägers Lust op. 82 (Jagd-Galopp ) | |
4 | Steyrische Tänze op. 165 | |
Johann Strauß (Sohn) | ||
5 | Morgenblätter op. 279 (Walzer) | |
6 | Electro-magnetische Polka op. 110 | |
7 | Electrophor op. 297 (Polka schnell) | |
8 | Eine Nacht in Venedig (Operette in 3 Akten von Friedrich Zell und Richard Genée, 1883) | |
9 | Vergnügungszug op. 281 (Polka schnell) | |
10 | Seid umschlungen, Millionen op. 443 (Walzer) | |
11 | Der Kobold op. 226 (Polka Mazur) | |
12 | Luzifer-Polka op. 226 | |
13 | An der schönen blauen Donau op. 314 (Walzer) | |
Josef Strauß | ||
14 | Harlekin-Polka op. 48 | |
15 | Dorfschwalben aus Österreich op. 164 (Walzer) | |
16 | Ohne Sorgen op. 271 (Polka schnell) |
Interpreten der Einspielung
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Nikolaus Harnoncourt (Dirigent)