Teldec 8573-82741-2
2 CD • 1h 57min • 2000
01.11.2000
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese Novität wird von Teldec ausdrücklich als Soundtrack der jüngsten, in Paris produzierten Traviata-Verfilmung deklariert, nicht als Studio-Gesamtaufnahme, an der – wie üblich – nachträglich gefeilt und herumgeschnipselt wurde. Ein "live Film" also, für den man optisch attraktive Darsteller ausgewählt hat, wie das Hochglanz-Beiheft mittels Szenenfotos ausführlich nachweist. Dafür wird man auf eine Textbeilage schon verzichten können – oder etwa nicht?
Zugpferd dieses preisgünstigen Schnellschusses ist ohne Zweifel José Cura: Der Tenor des neuen Jahrhunderts in einer Partie, die eher nicht die seine ist, denn er muß sein körperreiches, markantes Organ, das bereits an Otello, Samson und Canio erprobt ist, auf weite Strecken drosseln. Das gelingt ihm überwiegend recht gut; sehr schön sogar im Duett Un di felice..., das er mezzavoce durchzuhalten vermag. Innig und mit Schmelz führt er seinen dunklen Tenor in das wundervolle letzte Duett (Parigi, o cara), quetscht aber den erstbesten hohen Ton hemdsärmelig nach oben. Man spürt, daß es in diesem Moment nicht stilvoller möglich war. Selbstverständlich bietet auch diese betont lyrische Partie Gelegenheit, die einprägsame, kompakte Stimme effektvoll zu entfalten: Passagen wie die Cabaletta Oh mio rimorso! (ohne hohes C) oder die heftige Konfrontation mit Violetta (CD 2, Tr. 6) bieten gute, auch gut genützte Gelegenheiten. Als leidenschaftlich gestaltender Alfredo überzeugt Cura, auch wenn sein kraftvoller, baritonaler Tenor nicht in jedem Moment auch wirklich schön klingt.
Der jungen Eteri Gvazava mangelt es noch an Ausdruckskraft und Raffinement der Phrasierung, sie singt aber sehr konzentriert, stellenweise wohl etwas vorsichtig, und wählt klug das piano als Basis von Violettas Rollengestaltung. Der schlanke Sopran klingt angenehm und in mäßiger Höhe auch rund, das durchgezogene piano in Dite alla giovine (Tr. 1/16) zeugt von Kultur. Rolando Panerai (Jg. 1924) hat sich schon vor Jahrzehnten Denkmäler gesetzt, er hätte der "für sein Alter gar nicht so schlecht"-Anerkennung aus dem Weg gehen können und sollen. Ursprünglich, heißt es, hätte ja Ruggero Raimondi den alten Germont singen sollen: Es dürfte schon stimmen, daß in mancher Klassik-Abteilung die Pop-Experten das Sagen haben. Zubin Mehta waltet mit Routine seines Amtes; die Genre-Szenen im dritten Bild klingen effektvoll aufgeputzt. Mit den Comprimarii – ausgenommen Nicolas Rivenq als Baron – ist nicht viel Staat zu machen.
Hermann Schönegger [01.11.2000]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Verdi | ||
1 | La Traviata (Opera in tre atti) |
Interpreten der Einspielung
- Eteri Gvazava (Sopran)
- Magali Léger (Sopran)
- Raphaëlle Farman (Mezzosopran)
- José Cura (Tenor)
- Rolando Panerai (Tenor)
- Solisti Cantori (Chor)
- Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI (Orchester)
- Zubin Mehta (Dirigent)