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Die angestrengt seriöse Musikkritik tut sich schwer mit dem Genre "Gebrauchsmusik". Dabei könnte man doch einfach nur fragen, ob die jeweilige Musik für den ihr zugedachten Zweck zu gebrauchen ist. Bei Herbert Baumanns Ballettmusik Rumpelstilzchen könnte man sich vorstellen, daß ein mittelprächtiger Choreograph mit einer mittelprächtigen Truppe Schwierigkeiten haben könnte, jenes dramat(urg)ische Defizit auszugleichen, das Baumanns Liebe für Lyrismen entstehen läßt. Seine Musik ist manchmal anschaulich, oft aber auch beschaulich. Dazu eine bewegende bewegte Umsetzung zu finden, die eine Ballett-Truppe wirklich fordert, könnte schwer sein. Wer sich aber zurücklehnt und auf einer imaginären Hör-Bühne nach Bildern zum Musikgeschehen sucht, der kann dieser Partitur einen verhaltenen Charme abgewinnen. Das alles hat nicht nur in seinem tonalen Grundton einen Beigeschmack der fünfziger oder sechziger Jahre: auf einer Insel fern aller avantgardistischen Anwandlungen – und vom Horizont der U-Musik glitzert eher ein später "Ufa"-Schimmer als ein Glanz vom Broadway.

Wenn Baumann in exotischeren Klanggefilden wandert oder Volkslied-Fragmente aufgreift, kommt aber der Verdacht auf, daß diese Klänge als Filmmusik überzeugender wären als für einen eigenständigen Ballettabend. Aber damit muß sich dann der Choreograph herumplagen. Weil der Komponist hier die animiert mitgehende Radio-Philharmonie Hannover dirigiert, darf diese CD zumindest das Prädikat "authentisch" tragen.

Rainer Wagner [01.08.1999]

Komponisten und Werke der Einspielung