Supraphon SU 3353-2 031
1 CD • 64min • 1998
01.02.1999
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Ergebnisse von Maxim Schostakowitschs Beschäftigung mit der Musik seines Vaters, zu der er verständlicherweise eine besondere Affinität hat, fallen unterschiedlich aus. Mal fehlt es an der nötigen Strenge und Disziplin, mal an einem erkennbaren stringenten dramaturgischen Konzept, mal an der Fähigkeit, einem Orchester auch die Brillanz und den Farbenreichtum mancher Partitur zu entlocken. Mit den Prager Sinfonikern, mit denen er bereits die erste, fünfte, dreizehnte Sinfonie aufnahm, erschient nun dieser Mitschnitt der vierten Sinfonie, der aufhorchen läßt.
Die Vierte ist Schostakowitschs ungewöhnlichste, vielleicht doch auch modernste Sinfonie, ein gewaltiges Gebilde, dessen Kopfsatz bereits die Dimensionen einer Sinfonie hat. Maxim Schostakowitsch legt eine Interpretation vor, die durch die durchdachte Disposition, durch Strenge, Arbeit am Detail einnimmt, er scheut nicht die starken Kontraste, die Ausbrüche und heftigen Passagen, neigt dabei aber nie zu pauschalem oder gar plakativem Musizieren. Die Dynamik ist genau dosiert, Schostakowitsch scheut vor Kraftakten, vor auftrumpfenden fortissimi oder forte-fortissimi zurück.
Er nimmt den 1. Satz, poco moderato, von Anfang an recht zügig, hat Durchhaltevermögen, er läßt streng und akzentuiert musizieren, legt Wert auf Deutlichkeit der Faktur, trifft die typische Gangart des Satzes mit Bewegung und Innehalten. Bei Ziffer 19 gibt es keinen chaotischen Ausbruch, bei Ziffer 38 produzieren die sordinierten Streicher einen wunderbar geheimnisvollen Ton, das Presto-Fugato (63) kommt nicht atemberaubend und auch nicht ganz sauber. Streng im Tempo und moderat fließend der zweite Satz. Das Finale beginnt gemessen, das Allegro ist markig, das Tempo wird diszipliniert durch gehalten, der große Höhepunkt ist wohl dosiert, am Schluß verklingt die Sinfonie sehr "morendo".
Manche Passage könnte akzentuierter sein, das Presto-Fugato des Kopfsatzes müßte schon atemberaubend einsetzen, wird hier auch nicht ganz sauber gespielt, die Tuba im Finale (Takte 3, 5, 7 nach 206) ist zu schwach und ohne Akzent, klanglich sind mehr Finessen denkbar. Doch mag der Höreindruck auch mit der Live-Aufnahme zusammenhängen, die nicht sehr plastisch und transparent ist, sondern etwas verwachsen klingt. Insgesamt aber erschließt Maxim doch sehr weitgehend das schwierige op. 43 seines Vaters.
Dr. Helge Grünewald [01.02.1999]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 43 |