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Besprechung CD

Peter Navarro-Alonso

In Flagrante Delicto
Paul Hillier • Ensemble Stralo • Theatre of Voices

OUR Recordings 8.226933

1 CD • 65min • 2024

23.11.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Carlo Gesualdo di Venosa (ca. 1561-1613) hat nicht nur als „avantgardistischer“ Komponist von 104 Madrigalen nachfolgende Generationen von Musikern bis hin zu Strawinsky und Sciarrino inspiriert, er war durch seinen Ehrenmord an seiner ersten Frau und ihrem Liebhaber auch als Person Objekt mehrerer Bühnenwerke, die Opern von Alfred Schnittke (1994) und Franz Hummel (1996) wurden auch auf deutschen Bühnen gespielt. Nun hat Peter Navarro-Alonso den Versuch unternommen, durch die Aneignung und Transformation einiger seiner Madrigale eine direkte Beziehung herzustellen zwischen dem Werk und der Psyche seines Schöpfers.

Offene Fragen

Schon seit seiner Studienzeit hat sich der Komponist nach eigener Aussage mit Gesualdos Musik und Vita beschäftigt. Der Auftrag der Geigerin Christina Åstrand, für das „Ensemble Stralo“ und die von Paul Hillier geleitete Vokalformation „Theatre of Voices“ ein größeres Werk zu schreiben, war ihm eine willkommene Gelegenheit, sich auch eigenschöpferisch diesem Thema zu widmen. Der Titel In flagrante delicto verweist eindeutig auf den Mord, dessen psychologische Hintergründe Navarro-Alonso unter Verwendung einiger Madrigale Gesualdos zu enthüllen versucht. Dabei lässt er sich jedoch nicht in die Karten sehen. Er gibt nicht an, welche dieser Madrigale verarbeitet wurden – einige Titel wie „moro, lasso“ und „io pur respiro“ sind relativ bekannt – und vor allem, nach welchen Konstruktionsprinzipien. Er hat die fünfstimmigen a-cappella-Gesänge instrumental eingekleidet, aufgebrochen und dekonstruiert, durch Wiederholungen in die Länge gezogen, Einzelstimmen herausgebrochen und ein klanglich durchaus eindrucksvolles Chaos geschaffen. Dennoch kann er das wohl intendierte Spannungsverhältnis von Kunst und Künstler, von Genie und Wahnsinn aus der Musik allein heraus dem Hörer nicht zwingend vermitteln. Es fehlt an einer klaren und nachvollziehbaren Erzählstruktur, letztlich einem erkennbaren „Programm“. Ich zweifle nicht daran, dass die Musik bei einer imaginativen theatralischen oder visuellen Umsetzung ihre volle Wirkung entfalten könnte, ohne deshalb zum Soundtrack zu verkommen.

Brillante Wiedergabe

In der vorliegenden Form muss sich die Aufmerksamkeit der Hörer allein auf die brillante Wiedergabe durch die auftraggebenden Ensembles richten. Sowohl die vier Musiker des „Ensemble Stralo“ (Radi Åstrand Radev-Oboe, Christina Åstrand–Violine, Theresa Åstrand Radev-Violoncello, Per Salo-Klavier) als auch die fünf Sänger des „Theatre of Voices“, das seinem Namen alle Ehre macht (Else Torp, Signe Asmussen-Sopran, Miles Lallemant-Countertenor, Paul Bentley Angell-Tenor, Jakob Bloch Jespersen-Bassbariton), führen ihre Instrumente und Stimmen artistisch bis über die Schmerzgrenzen hinaus.

Ekkehard Pluta [23.11.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Peter Navarro-Alonso
1In flagrante delicto 01:04:59

Interpreten der Einspielung

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