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Besprechung CD

Ferdinand Ries

Symphonies Nos. 6 & 7

Ondine ODE 1476-2

1 CD • 63min • 2023

05.10.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Das verdienstvolle Projekt des finnischen Labels ondine, alle acht Symphonien von Ferdinand Ries (1784-1838) aufzunehmen, ist mit dieser CD vollendet. Diese Symphonien „bilden einen beeindruckenden Kanon, der zu dem Besten gehört, was die Zeitgenossen und unmittelbaren Nachfolger geschaffen haben“, urteilt Allan Badley im ausführlichen und kundigen zweisprachigen Booklet. Allan Badley ist Musikwissenschaftsprofessor an der Universität von Auckland und Herausgeber der Ries-Werke für Klavier und Orchester. Überhaupt ist die Ferdinand-Ries-Forschung englisch dominiert, weil Ries, der äußerst weltläufige Beethoven-Schüler und Komponist, in England Mitglied und dann gleich einer der Direktoren der Philharmonic Society war und auch eine Engländerin geheiratet hatte. Sechs seiner Symphonien entstanden für diese Musikgesellschaft.

„Kompositorische Originalität“

Die Zeitschrift Harmonicon schreibt 1824, als Ries wieder nach Deutschland zurückgekehrt war: „Als Komponist ist Herr Ries offenkundig ein Jünger der Beethoven-Schule…Doch er ist zu erfinderisch und zu selbständig, als dass er ein Nachahmer wäre, und viele seiner Werke zeugen von einer kompositorischen Originalität, die ihm einen Platz unter den großen Meistern der Zeit gewährt.“ Und 1831 schreibt dieselbe Zeitschrift Ries „eine neue melodische Offenheit und Freiheit“ zu. Allan Badley konkretisiert diese Lobreden noch genauer: Er nennt die Symphonie Nr. 6 in D-Dur op. 146 „die bislang am sorgfältigsten durchorganisierte Symphonie des Komponisten“ und meint, mit dem sonatenförmige Finale und seiner zweimaligen wiederkehrenden Introduktion habe Ries „eine einzigartige musikalische Architektur geschaffen“, auch sei „die innere musikalische Organisation …äußerst raffiniert“.

Energiegeladen und detailverliebt

Dass all dies, auch die gerühmte harmonische Intensität, die vielen Rhythmuswechsel hin zu Hemiolen, die „attraktiven einprägsamen Themen und mitreißend kraftvollen Passagen“ (so wieder Allan Bradley) auch hörbar werden, sorgt die Tapiola Sinfonietta unter der sehr akribischen und doch immer anfeuernden Leitung von Janne Nisonen. Der hatte die Symphonien von Ries während der Corona-Pandemie entdeckt, als er Werke für die Besetzung der Tapiola Sinfonietta suchte, und war gleich fasziniert von dieser Musik. Und diese anhaltende Faszination ist allenthalben zu hören. Immer energiegeladen und detailverliebt ist die Darstellung durch die Tapiola Sinfonietta. Vor allem die vielen herausragenden Bläserpassagen gestalten die famosen Orchesterbläser farbig, melodiös und geradezu liebevoll. Die vielen Überraschungen explodieren förmlich, ob in der D-Dur-Symphonie die effektvollen Tutti-Schläge in der langsamen Introduktion, die flatternden Geigenfiguren im Menuetto oder das marschartige Finale mit plötzlich einsetzender „türkischer Musik“ mit Triangel, Becken und großer Trommel – Beethovens Neunte lässt grüßen.

Geistsprühende Motivarbeit

Geradezu knallig rasant, aber mit immer genauem Ausspielen der melodischen Schönheiten, nimmt Janne Nisonen das Allegro con spirito der Symphonie Nr. 7 in a-Moll op. 181 und zeigt hier durchaus geistsprühend, wie gut Ries bei Beethoven die Motivarbeit gelernt hat. Im folgenden Larghetto con moto (eine Satzbezeichnung, die Ries anscheinend geliebt hat: Sie kommt in den zwei Symphonien dreimal vor) spielen die Musiker mit so rhetorischem Nachdruck, als ob sie wirklich etwas erzählen möchten. Nach dem stürmischen Scherzo geht’s ins lange Finale, das mit seinem stetigen Wechsel von Allegro vivace und Largo, von spannungsvoller Langsamkeit und Tarantella-artigem Orchestersturm, von elegischem Gesang der Klarinette zum finalen Furioso eine Überraschung nach der anderen präsentiert. All dies wird durch die hervorragend eingefangene Akustik der Tapiola Concert Hall unterstützt.

Fazit: Hier wird eine symphonische Musik vorgestellt, die es durchaus wert ist, im Konzertsaal gespielt zu werden, als Beispiel, wie Symphonien nach Haydn, Mozart und Beethoven und vor Brahms und Bruckner komponiert wurden, eben voller attraktiver einprägsamer Themen und mitreißend kraftvoller Passagen.

Rainer W. Janka [05.10.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ferdinand Ries
1Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 146 00:30:54
5Sinfonie Nr. 7 a-Moll op. 181 00:32:18

Interpreten der Einspielung

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