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Besprechung CD

Ferdinand Ries

Symphonies Nos. 4 & 5

Ondine ODE 1454-2

1 CD • 59min • 2024

25.09.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Die unbestreitbar grandiosen Fähigkeiten des bedeutendsten Beethoven-Schülers, Ferdinand Ries (1784-1838), als Pianist und Komponist müssen nach zahlreichen Rezensionen seines völlig zu Recht wieder in den Fokus gelangten Schaffens auf dieser Plattform nicht mehr verteidigt werden. Waren die meisten Veröffentlichungen der letzten 30 Jahre Ersteinspielungen, legt nun Ondine die bereits zweite CD einer Neuaufnahme aller acht Symphonien Ries’ mit der Tapiola Sinfonietta unter Janne Nisonen vor.

Keinesfalls nur ein Beethoven-Nachahmer

Die Zählung der Symphonien entspricht bei Ries nicht unbedingt der Chronologie. Beide hier vorgestellten Stücke entstanden in London, wo der weitgereiste Komponist sich ab April 1813 für elf Jahre niederließ. Die Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 112 – eigentlich seine zweite – aus demselben Jahr wurde bei der Philharmonic Society Anfang 1814 präsentiert. Das dreitönige Auftaktmotiv muss nicht zwangsläufig als Anspielung auf die Fünfte seines Lehrers verstanden werden. Die daraus resultierende Energie, die sich in allen Sätzen wiederfindet, ist freilich ähnlich. Dennoch verfährt Ries recht eigenständig mit dem Material. Spieltechnisch ist die Symphonie höchst anspruchsvoll, und – wie ebenso in der späteren Vierten – gibt es feine Soli: hier für die Oboe im äußerst beherzten, fast Mendelssohn vorwegnehmenden Finale; ein Zugeständnis an die teils sehr prominenten Instrumentalisten der Philharmonic Society, die indes dort keine Solokonzerte aufführen durften.

Die vierte Symphonie ist ein echtes Meisterwerk

Die F-Dur-Symphonie (Nr. 4 op. 110) schrieb Ries 1818. Schon die Einleitung mit dem kühnen Unisono-Tritonus (Des–G) im Fortissimo lässt aufhorchen. Der ganze Kopfsatz steckt harmonisch voller Überraschungen. Im Andantino – mit einem kurzen Cello-Solo – beweist Ries, dass er auch langsame Sätze kann. Das Scherzo im 6/8-Takt erinnert trotzdem vom Tempo und seinen Jagd-Assoziationen her an das von Beethovens Eroica. Das Finale endet diesmal triumphal, und während Howard Griffiths dort eine gewisse Nähe zu Schumann erkennen lassen möchte, aber generell streckenweise zu behäbig wird, gelingt Nisonen mit seinem historisch-informiert spielenden Orchester ein schlanker, oft kantiger Klang, der Ries ganz in der Tradition der Wiener Klassik belässt, dabei emotional dafür durchweg spannender wirkt.

Präzise, spritzig und stets mitreißend

Der Vorwurf schon seiner Zeitgenossen, dass Ferdinand Ries eher zurückblickt als ein Vertreter der Romantik zu werden, mag stimmen – schließlich war er ja um einiges älter als Schubert oder Mendelssohn. Das schmälert aber keinesfalls die hohe individuelle Qualität seiner Musik. Nisonens Darbietungen der ersten Folge (Symphonien Nr. 1 & 2) wurden von der Kritik sofort begeistert aufgenommen. Seine im Vergleich mit Griffiths immer etwas zügigeren Tempi, die genaue Phrasierung, das Verständnis gerade für die feinen Unterschiede zu Beethoven und der überzeugend umgesetzte, dramatische Ausdruckswille stellen Ries’ Symphonik in ein vorteilhafteres Licht als die etwas matschigen und biedermeierlichen Züricher Einspielungen. Dem kommt die direkte, trockene, zugleich durchsichtige Aufnahmetechnik zusätzlich entgegen. Anders als sonst bei Ondine gibt es den hervorragenden Booklettext zusätzlich auf Deutsch. Die Begegnung mit dieser Musik dürfte so für viele Hörer weitaus interessanter werden als die zigste Aufnahme von Beethoven-Symphonien: klare Empfehlung, gerade auch an alle Konzertveranstalter.

Vergleichsaufnahme: Zürcher Kammerorchester, Howard Griffiths (cpo 777 216-2, 1997-2002).

Martin Blaumeiser [25.09.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ferdinand Ries
1Sinfonie Nr. 4 F-Dur op. 110 00:30:40
5Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 112 00:28:20

Interpreten der Einspielung

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