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War and Peace

Music from the Seven Years' War

cpo 555 592-2

1 CD • 60min • 2022

11.09.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Musik aus der Zeit des „Siebenjährigen Krieges“ vereint die vorliegende CD. Dieser wütete von 1756 bis 1763 und kann nach heutigen Maßstäben durchaus als „Weltkrieg“ gelten: Alle damals bedeutenden europäischen Mächte waren in die Kriegshandlungen verstrickt, und damit kamen auch die Gebiete ihrer Kolonien in Nord- und Südamerika, Indien und Afrika sowie die umkämpften Handelswege auf den Weltmeeren mit ins Bild. Zwei deutsche Kurfürstentümer, Brandenburg (als Königreich Preußen mittlerweile eine aufsteigende europäische Großmacht) und das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (gemeinhin als Kurhannover bekannt), dessen Kurfürsten inzwischen als Könige von Großbritannien und Irland in London residierten, standen in Deutschland einer Koalition von Frankreich, Russland und Österreich gegenüber. Und damit spalteten die gegnerischen Bündnisse auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation; denn die römisch-deutsche Kaiserkrone ruhte ja seit langem auf dem Haupt der habsburgischen Herrscher Österreichs.

Wiedergeburt eines vergessenen Komponisten

Ausdrücklich steht diese CD unter den Auspizien von Johann Christoph Schmügel (1727-1798), eines Komponisten, der bisher lediglich einer kleinen Liebhaberschar als Orgelkomponist seiner Epoche bekannt gewesen ist und hier mit einer groß angelegten Kantate präsentiert wird. Telemann hielt große Stücke auf Schmügel, der nach seiner Aussage einer „seiner besten Kompositionsschüler“ war. Sein Weg führte Schmügel zunächst an die Lüneburger Kirche St. Johannis, später nach Mölln an die dortige Nikolaikirche. Aus der Lüneburger Zeit stammt die hier eingespielte „Friedens-Cantate“ zum Abschluss des Siebenjährigen Kriegs durch die Friedensschlüsse des Jahres 1763 von Paris und Hubertusburg: Dieses Werk erklang in Lüneburg anlässlich der Feierlichkeit dieses Friedens im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, und zwar in ebendemselben Saal, in dem jetzt auch diese Einspielung stattfand. Es entspricht uneingeschränkt dem galanten Stil, der Schmügels Generation dominierte und bestätigt noch heute, knappe drei Jahrhunderte später, Telemanns positives Urteil über seinen Schüler.

Meisterwerke aus zwei Generationen

Der Lehrer Telemann ist übrigens auf dieser CD gleichfalls mit einem musikalischen Kommentar vertreten: zum Sieg der auch Preußen umfassenden Allianz in der Schlacht bei Minden 1759 über die französische-sächsische Truppen. Das französische Bündnis bedrohte auch das Kurfürstentum Hannover, und damit auch das englische Königreich, das die Hannoveraner seit einem knappen halben Jahrhundert regierten. Telemanns Oratorium mit dem Titel Hannover siegt, der Franzmann liegt feiert den hannoverschen und somit englischen Sieg in dieser Schlacht, stand doch sein Arbeitgeber, die Freie Stadt Hamburg, von alters her und bis heute in beständiger Verbindung mit England. Das Stück ist übrigens auch ein gutes Beispiel für Telemanns Humor, endet es doch mit einem „Gassenhauer“, der von Großbritannien vereitelte französische koloniale Aktivitäten auf sowohl in Afrika (Senegal) und Kanada (Cap Breton) mit unverhohlener Schadenfreude aufs Korn nimmt.

Mit diesem britisch/hannöverschen Sieg bei Minden war der Konflikt allerdings noch nicht ausgestanden, er endete erst vier Jahre später mit dem Frieden von Paris und Hubertusburg. Diese Friedensverträge wurden 1763 mit Johann Christoph Schmügels Friedens-Cantate in Lüneburg gefeiert.

Brillante Interpretation

Ira Hochmann hat mit ihrem Ensemble barockwerk hamburg eine klanglich überaus harmonische Gruppe von Vokalisten verbunden, die sich aus der Sopranistin Hanna Zumsande, dem Altisten Matthis Döhling, dem Tenor Mirko Ludwig und Dominik Wörner als Bass zusammensetzt. Die Sängerinnen und Sänger agieren nicht nur vorzüglich als Solisten, sie formen auch ein bestens aufeinander eingestimmtes Vokalensemble. So entstand eine vorzügliche, für heutige historisch informierte Hörer ebenso gut nachvollziehbare wie auch erfreuliche Darstellung beider Werke, die eine musikalische Brücke über zwei Generationen des 18. Jahrhunderts schlägt.

Detmar Huchting [11.09.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Hanna Zumsande (Sopran)
• Matthias Dähling (Altus)
• Mirko Ludwig (Tenor)
• Dominik Wörner (Bass)
• barockwerk hamburg (Ensemble)
• Ira Hochmann (Dirigentin)