Durezza e Ligatura
Markus Folker Thalheimer (Harp)
hänssler CLASSIC HC22025
1 CD • 69min • [P] 2023
15.03.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Harfenisten arrangieren sich ihr Repertoire meist selber, sagt Markus Folker Thalheimer, der Instrumentalist dieser CD. So sind von den acht Werken dieser Aufnahme nur zwei Originalkompositionen für Harfe. „Durezza e Ligatura“ hat Thalheimer seine CD betitelt, also Härte und Verbindung. Verbindung schafft er durch die Zusammen- oder Gegenüberstellung von Werken aus der Renaissance und der moderneren Zeit aus drei verschiedenen Ländern. Das hat seinen Reiz: Die Zusammenstellung ist richtig durchkomponiert, man sollte die CD auch in dieser Reihenfolge anhören.
Transparenz im rauschenden Klang
Bachs Suite Nr. 1 BWV 996 ist entweder für Laute oder vielleicht für ein Lautenklavier geschrieben: Thalheimer schafft hier viel Transparenz im rauschenden Klang, alles hört sich – bei aller technischen Schwierigkeit – leichtfingrig an. Die Sarabande ist mir ein wenig zu eilig und zu wenig „Ligatura“, zu sehr einzeltönig, die Bourrée dafür ist duftig-elegant und in der Basslinie schön zielgerichtet, die Gigue fein dynamisch abgestuft.
Raumschwebend verträumt
Thalheimer verbindet die Hauptwerke durch Diversi capricci des Renaissance-Komponisten Ascanio Mayone: Die spielt er raumschwebend, ein bisschen verträumt und agogisch abwechslungsreich und knüpft ein feines Ton-Gespinst. Im „Tiento“ von Alonso Mudarra schafft er sich seinen eigenen Hör-Raum. Auf diese eher unbekannten Renaissance-Komponisten hingewiesen zu haben ist Thalheimers eigenes Verdienst.
Sehr geschickt hat Thalheimer die Valses poeticos von Enrique Granada für seine Harfe arrangiert: rauschend, glitzernd, flirrend und funkelnd, manchmal melancholisch, manchmal heiter perlen da die Harfentöne – und da stimmt die „Ligatura“, da ergeben sich spannende harmonische Übergänge.
Impressionistischer Klangfarbenrausch
Ganz in seinem Element ist der Harfenist dann im einzigen Original-Werk für Harfe, der Sonatine von Marcel Tournier (1879-1951): Es ist ein einziger impressionistischer Klangfarbenrausch, weil durch den Saitennachklang die Harmonien ineinanderfließen. Wirkungsvoll in der leisen und dann fieberhaften Expressivität sind der zweite und der dritte Satz.
Befremdlich (zumindest für mich) ist aber die Arbeit des Tonmeisters: Er scheint die Mikrofone direkt in der Harfe versteckt zu haben, so direkt springt den Hörer der Klang an, so heftig klingt das Zupfen, dass es klirrig in den Ohren klingelt, und man hört sogar deutlich die knarzenden Pedaltritte beim Umschalten.
Rainer W. Janka [15.03.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ascanio Mayone | ||
1 | Toccata Quarta (Diversi capricci per sonare, Libro I) | 00:03:55 |
Johann Sebastian Bach | ||
2 | Lautensuite Nr. 1 e-Moll BWV 996 | 00:18:00 |
Ascanio Mayone | ||
8 | Toccata Quarta per il Cimbalo Cromatico (Diversi capricci per sonare, Libro II) | 00:03:32 |
Enrique Granados | ||
9 | Valses poeticos op. 10 | 00:15:33 |
Ascanio Mayone | ||
10 | Toccata Terza (Diversi capricci per sonare, Libro I) | 00:03:36 |
Marcel Tournier | ||
11 | Sonatine pour harpe op. 30 | 00:17:38 |
15 | Vers la source dans le bois | 00:04:46 |
Alonso Mudarra | ||
16 | Tiento | 00:01:59 |
Interpreten der Einspielung
- Markus Folker Thalheimer (Harfe)