Until Night Falls
Eva Barta
Genuin GEN 24828
1 CD • 64min • 2023
23.02.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auf ihrem Debüt-Album präsentiert die Pianistin Eva Barta ein Programm zum Thema „Nacht“. Die Nacht verbindet man mit Ruhe und Verträumtheit, aber auch Einsamkeit oder Grusel. Das abwechslungsreiche Album feiert all diese Facetten. Intime und poetische Stücke stehen neben tänzerischer oder auch nervöser Musik. Chopins Berceuse spielt Eva Barta voller Zärtlichkeit. In Debussys Claire de lune bringt sie die fiesen Tonrepetitionen anmutig zum Flirren. In La soirée dans Grenade, ebenfalls von Debussy, entführt sie mit zarten Flamenco-Rhythmen und grazilen orientalischen Ornamenten ins Abendlicht des andalusischen Granada.
Nächtliche Stimmungen
Eva Barta, die aus Siebenbürgen stammt und als Dreijährige nach Deutschland kam, spielt lebhaft, klar und nuancenreich. Von ihrer natürlichen, unprätentiösen Ausdruckskraft profitieren auch die Drei Intermezzi op. 117 von Johannes Brahms, mit dem traurigen Wiegenlied-Stück des Anfangs. Mit raffiniertem Pedalgebrauch verleiht die Pianistin Skrjabins Etüde op. 42 Nr. 3 einen nachtblauen Schimmer.
Eva Barta, die an der Hamburger Musikhochschule einen Master in Liedgestaltung absolvierte, kombiniert die originalen Klavierwerke mit drei eigenen Liedtranskriptionen. Die Vertonungen basieren auf Gedichten von Richard Dehmel, dessen sinnlich-schwüle Verse um 1900 gefeiert wurden.
Eigene Liedbearbeitungen
Zahlreiche Komponisten ließen sich von Dehmel inspirieren, darunter der junge Arnold Schönberg in seinen spätromantischen Liedern op. 2. Das Lied Erwartung ist eine gespenstische Nachtvision; ein in einen dunklen Teich geworfener Ring glitzert hier als Arabeske im Diskant. Das Schönberg-Lied Schenk mir deinen goldenen Kamm bezaubert mit geheimnisvollen Tonartenwechseln. Für ihre dritte Transkription wählte Barta das trostlose Sibelius-Lied Die stille Stadt.
Solchen elegischen Klängen stellt die Musikerin Zupackendes wie Béla Bartóks Abend in Transsylvanien gegenüber. Zwei Rachmaninow-Préludes gestaltet sie mit geschmackvoller Agogik. Eine Verbindung zum Thema Nacht gibt es hier freilich nicht; ebenso wenig wie bei Youkali, einem Chanson mit Tango-Rhythmen aus Kurt Weills Pariser Oper Marie Galante. Eva Barta interpretiert all diese Werke transparent, und zugleich warm und kantabel. Die Tontechnik sorgte für eine natürlich Aufnahme von ausgewogener Räumlichkeit. Ein vielversprechendes Debüt!
Antje Rößler [23.02.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claude Debussy | ||
1 | III. Clair de lune (aus: Suite bergamasque L 82) | 00:05:40 |
2 | II. La Soirée dans Grenade (aus: Estampes L 100) | 00:05:34 |
Frédéric Chopin | ||
3 | Berceuse Des-Dur op. 57 | 00:04:33 |
Béla Bartók | ||
4 | Abend in Transylvanien, Lento rubato (aus: Zehn leichte Klavierstücke BB 51 Sz 39) | 00:03:01 |
5 | Nr. 1 aus Zwei Rumänische Tänze op. 8a | 00:05:25 |
Arnold Schönberg | ||
6 | Erwartung op. 2 Nr. 1 (transkr.: Eva Barta) | 00:03:40 |
7 | Jesus bettelt op. 2 Nr. 2 (Schenk mir deinen goldenen Kamm; transkr.: Eva Barta) | 00:03:44 |
Jean Sibelius | ||
8 | Die stille Stadt op. 50 Nr. 5 (transkr.: Eva Barta) | 00:01:54 |
Alexander Scriabin | ||
9 | Etüde Fis-Dur op. 42 Nr. 3 | 00:01:06 |
Sergej Rachmaninow | ||
10 | Prelude gis-Moll op. 23 Nr. 5 | 00:04:33 |
11 | Prélude cis-Moll op. 3 Nr. 2 | 00:04:36 |
Johannes Brahms | ||
12 | Intermezzo Es-Dur op. 117 Nr. 1 | 00:05:04 |
13 | Intermezzo b-Moll op. 117 Nr. 2 | 00:05:08 |
14 | Intermezzo cis-Moll op. 117 Nr. 3 | 00:07:04 |
Kurt Weill | ||
15 | Youkali (Tango Habañera aus "Marie Galante", 1935) | 00:03:09 |
Interpreten der Einspielung
- Eva Barta (Klavier)