Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD

Paganini

Concertos 1 & 2 • Weigl Variations
Manrico Padovani

Ars Produktion ARS 38 654

1 CD • 77min • 2012, 2014

07.03.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Manrico Padovani, Jahrgang 1973, ist nach eigenen Angaben der erste Schweizer Violinist, der Niccolò Paganinis 24 Capricen für Violine solo an einem einzigen Abend aufgeführt hat, und so kann man sicherlich die Musik Paganinis als einen der Schwerpunkte seines (breiten) Repertoires bezeichnen. Auf der vorliegenden neuen CD legt er nun Paganinis Violinkonzerte Nr. 1 und 2 sowie eine von Paganinis „Sonaten“ (bei denen es sich eher um Variationszyklen handelt, in diesem Fall über ein Thema von Joseph Weigl) für Violine und Orchester vor. Bei den Aufnahmen handelt es sich um Konzertmitschnitte aus den Jahren 2012 bzw. 2014 mit verschiedenen Orchestern.

Der Solist im Fokus

Paganinis Werke für Violine und Orchester sind ganz dezidiert Virtuosenkonzerte (oder eben –konzertstücke), die dem Solisten und seinen (hoffentlich immensen) technischen Fertigkeiten eine Bühne bieten wollen. Natürlich ist dies in vielerlei Hinsicht eine ganz anders geartete Musik als, um in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu bleiben, die Konzerte von Beethoven und Mendelssohn Bartholdy (und übrigens auch Spohr), aber unterschätzen sollte man sie deshalb nicht. Paganini besaß eine erhebliche melodische Begabung (die vielfache Verarbeitung alleine der Caprice Nr. 24 spricht Bände), einen Sinn für effektvolle Dramatik (durchaus in Anlehnung an die italienische Oper) und prägnante Rhythmik, und auch dann, wenn er virtuoses Passagenwerk verwendet, tut er dies oft genug mit bemerkenswertem Ideenreichtum. Auf der anderen Seite sind gewisse Längen und weniger inspirierte Abschnitte nicht immer ganz zu leugnen.

Temperament und große virtuose Geste

Diese Musik ist für den Augenblick der Aufführung vor einem staunenden Publikum geradezu geschaffen, und insofern sind Livemitschnitte eigentlich die natürliche Art und Weise, sie zu präsentieren. Dies gilt umso mehr, da Padovani jemand ist, der den extrovertierten, temperamentvollen Charakter von Paganinis Konzerten aufs Günstigste verinnerlicht hat. Seine Interpretationen sind beherzt zupackend, von eher robustem, kraftvollem Ton geprägt, scheuen kein Risiko, und in der Tat: wenn gelegentlich bei einigen der heikleren Passagen ein Doppelgriff etwas aus dem Ruder gerät, wirkt dies angesichts der Vitalität, der expressiven Kraft und der Unmittelbarkeit dieser Aufnahmen lässlich. Bezeichnenderweise versteht Padovani auch den langsamen Satz des 1. Konzert vorwiegend dramatisch, etwa im Vergleich zu Salvatore Accardo, der der Dolce-Lyrik des Mittelteils größere Bedeutung einräumt. Im Campanella-Finale des Konzerts Nr. 2 schwankt das Tempo etwas zu arg (das zu Beginn angeschlagene Tempo ist allerdings auch kaum durchzuhalten), aber grundsätzlich kann man Padovanis großer virtuoser Geste verbunden mit einigen (agogischen) Freiheiten viel abgewinnen, namentlich im Konzert Nr. 1 sowie der Sonata con variazioni. Von Seiten des Violinisten sind dies also ausgezeichnete Aufnahmen.

Padovanis empfehlenswerte Interpretationen

Gewisse Abstriche muss man bei den Orchestern und der Klangqualität machen. Insbesondere im Konzert Nr. 1 steht die Violine tontechnisch viel zu sehr im Vordergrund, während speziell die tiefen Lagen des Orchesters tendenziell dumpf und mulmig klingen. Einige intonatorische Schwächen der Orchester aus Craiova und Seoul (bei letzterem u.a. in den Bläserakkorden im 2. Satz des Konzerts Nr. 2 zu beobachten, wie überhaupt bei dieser Aufnahme das Orchestertutti nicht immer zufriedenstellen ausbalanciert wirkt) sind nicht zu leugnen, ohne dabei allerdings ein gewisses Niveau zu unterschreiten. Insgesamt deutlich kultivierter zeigt sich das Orchestra della Svizzera italiana in der Sonata con variazioni (einmal abgesehen vom einleitenden Hornsignal). Offen bleibt übrigens, um welches Orchester es sich beim 2. Konzert genau handelt: eine Internetrecherche nach „Seoul Güri Philharmonic“ liefert ausschließlich Ergebnisse, die in Zusammenhang mit der vorliegenden CD stehen. Gerade in Bezug auf Manrico Padovanis Spiel ist dies aber eine empfehlenswerte Veröffentlichung.

Holger Sambale [07.03.2024]

Anzeige

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Niccolò Paganini
1Violinkonzert Nr. 1 D-Dur op. 6 00:37:35
4Violinkonzert Nr. 2 h-Moll op. 7 (La Campanella) 00:29:52
7Sonata con variazioni E-Dur (über das Thema "Pria ch'io l'impegno" aus der Oper "L'amor marinaro" von Josepf Weigl) 00:09:39

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

07.03.2024
»zur Besprechung«

Paganini, Concertos 1 & 2 • Weigl Variations
Paganini, Concertos 1 & 2 • Weigl Variations

16.03.2022
»zur Besprechung«

Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1
Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1

12.08.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1
Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1

10.04.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244
Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige