Felix Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Project | Vol. 4
String symphonies 8 – 10
MDG 912 2265-6
1 CD/SACD stereo/surround • 65min • 2021
02.02.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Und weiter geht’s mit dem „Mendelssohn Project“ des dogma chamber orchestra mit Mikhail Gurewitsch als Konzertmeister beim Label MDG Dabringhaus und Grimm. Die Sinfonias VIII – X sind es, die hier aufgenommen sind, die Sinfonien, bei denen man hören kann, wie der 13-jährige Felix sich das sinfonische Rüstzeug beschafft, wie er seine Vorbilder Bach, Haydn, Mozart und Beethoven studiert und sich an ihnen orientiert hat, wie er sich von ihnen inspirieren ließ – und wie er sich langsam von ihnen emanzipiert. Spannungsgeladene Einleitungen wie bei Haydn, komplexe Kontrapunktik wie bei Mozart und Rhythmik wie bei Beethoven vermischen sich hier zu etwas ganz Eigenem, Neuem.
„Dem Publikum diese Arbeit als einen spannenden Prozess vermitteln“ wollen die Musiker des dogma chamber orchestra, wie sie im Booklet selbstbewusst schreiben. Und das tun sie mit jeder Faser, mit jeder Sehne ihres Geigenarms und mit jeder Saite ihrer Streichinstrumente.
Unwiderstehlicher vibrierender Schwung
Mit fast fahlen und dann doch gleißenden Signaltönen beginnt die Sinfonia VIII und geht dann über ein sehr lebendiges Allegro-Spiel mit duftig-lebhafter, ja rhetorischer Phrasierung, die mit sorgfältig eingesetzten Portamenti nicht geizt. Die verblüffend meisterhafte doppelte Kontrapunktik im Finalsatz erstrahlt in hellstem Licht, auch durch das Ausreizen dynamischer Kontraste – und die meisterhafte Aufnahmetechnik, die Werner Dabringhaus verantwortet. Wie so oft bei ihm ist das Konzerthaus der Abtei Marienmünster der höchst geeignete Aufnahmeort. Überhaupt rauschen die vielen Allegro-Teile, die oft in der Coda nochmal beschleunigt werden, mit unwiderstehlichem vibrierendem Schwung vorüber, ohne an Geschwindigkeitsrausch zu leiden.
Energiegespannt und klangsinnlich
Energiegespannt strömt das dunkelgetönte Adagio der Sinfonia VIII, in schwerem Grave beginnt die Einleitung der Sinfonia IX (die man sich noch schwerer vorstellen könnte), und fast scheint das einleitende Adagio der Sinfonia X Schuberts Der Tod und das Mädchen vorauszuahnen. Sentimentalfrei wird die „Kontemplation über eine Fuge“ (so P. Larry Todd in seiner Mendelssohn-Biografie), mit der Mendelssohn seinem Vorbild Bach die Reverenz erweist, im Andante der Sinfonia IX eingeleitet, sonnig dagegen das Menuett (das noch etwas tänzerisch-federnder sein könnte) und volksliedhaft und klangsinnlich zugleich das Schweizer Lied mit Jodler-Anklängen im Scherzo derselben Sinfonia.
Man darf gespannt sein, wohin die Reise dieses „Mendelssohn Project“ noch geht.
Rainer W. Janka [02.02.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Streichersinfonie Nr. 8 D-Dur | 00:27:16 |
5 | Streichersinfonie Nr. 9 C-Dur | 00:27:19 |
9 | Streichersinfonie Nr. 10 h-Moll MWV N 10 | 00:10:19 |
Interpreten der Einspielung
- dogma chamber orchestra (Orchester)
- Mikhail Gurewitsch (Dirigent)