Beethoven Widmann Brahms
malion quartett
Kaleidos KAL 6366-2
1 CD • 78min • 2023
17.01.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Welch eine gelungene Debüt-CD! Das Malion-Quartett betritt mit drei ausgefeilten Interpretationen die Klangbühne. Zudem wurde es von der Tontechnik hervorragend und in weiter Dynamik eingefangen. Da man sich mit unterschiedlichen Facetten präsentieren will, hat man die jeweils ersten Quartette dreier unterschiedlicher Komponisten gewählt und flankiert den Zeitgenossen Jörg Widmann mit den Klassikern Beethoven und Brahms.
Aufgeladen, bis es wirklich knistert
Bereits der Beginn lässt aufhorchen, denn selten hört man Beethovens Erstling op. 18,1 in F-Dur, derart frisch und intensiv durchgestaltet. Dynamische Kontraste werden fulminant ausgespielt, ohne dass der Hörer es als Vergröberung empfände. Die Tempi der schnellen Sätze sind rasant, werden aber bis auf eine leicht verhudelte Stelle bei 0:20‘ im Finale, souverän durchgezogen. Das Duett-Adagio mit seinen dräuenden Schicksalsschlägen gerät herzergreifend.
Widmanns Kaleidoskop
Das Quartett von Jörg Widmann ist eher als Kaleidoskop divergierender – teils avantgardistischer – Klänge angelegt. Man muss sich also auf die Geschichte ein- und die dazugehörigen Bilder im Kopf entstehen lassen. Das Malion-Quartett (Alex Jussow und Miki Nagahira (Violine), Lilia Tymchishin (Viola) sowie Bettina Kressler (Cello) vollzieht die Spannungsbögen kongenial nach und bietet eine äußerst reiche Klangpalette vom ätherischsten Flageolett bis zu Kratz- und Schabe-Geräuschen. Besonders klangschön geraten die Lyrismen bei 6:00‘, ein ausgesprochener Aussagewille ist unüberhörbar.
Analytischer Brahms
Das erste von Johannes Brahms der Veröffentlichung für würdig gehaltene Quartett a-Moll op. 51,2 mag wohl um die 20 Vorgänger gehabt haben, die vom höchst selbstkritischen Komponisten allesamt vernichtet wurden. Die Malions wählen einen sehnigen, eher auf die Analyse der „entwickenden Variation“ zielenden Interpretationsansatz. Sie achten auf Transparenz des teilweise komplexen Satzgeschehens, lassen das Werk aus sich heraus wirken, ohne romantische Gefühlsdrücker aufzusetzen. Dabei trägt ein geringes Mehr an Vibrato zur klanglichen Wärme bei, ohne jedoch zu überzuckern. Wunderbar auch, wie die Mitspieler die Mikro-Agogik der jeweils führenden Stimme mitvollziehen. Variabilität hinsichtlich der Stricharten und Intonation sind vorbildlich. Man höre einmal bewusst den subtil austarierten Übergang von Ruppigkeit zur Zärtlichkeit im Finale.
Das Booklet bietet die nötigen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Werken. Die Aufnahmetechnik ist exzellent und besonders in der hochauflösenden Streaming-Version für den Test der Feindynamik von Lautsprechern äußerst geeignet.
Fazit: Eine wunderbar intensive Quartett-Formation mit klarem Gestaltungswillen stellt sich vor, von der man in Zukunft Großes erwarten darf. Unbedingt empfohlen.
Thomas Baack [17.01.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Streichquartett Nr. 1 F-Dur op. 18 Nr. 1 | 00:28:14 |
Jörg Widmann | ||
5 | Streichquartett Nr. 1 (1997) | 00:13:27 |
Johannes Brahms | ||
6 | Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51 Nr. 2 | 00:36:29 |
Interpreten der Einspielung
- Malion Quartett (Streichquartett)