Double Bass Rhapsody
Dominik Wagner
Berlin Classics 0302932BC
1 CD • 72min • 2022
02.01.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kontrabass-Zauberer Dominik Wagner – er gewann als 19-jähriger den 3. Preis beim ARD-Musikwettbewerb 2016 und ist seit neuestem Professor für Kontrabass in Würzburg – und seine Mitstreiter Christoph Wimmer, Herbert Mayer, José Trigo – alles Solobassisten bei berühmten Orchestern – haben sich gesagt, was einstmals den Cellisten der Berliner Philharmoniker recht war, soll uns nur billig sein. Das Ergebnis ist ein durchaus hörenswertes prallvolles Album der Gattung.
Hast Du keinen Bach, arrangier‘ Dir einen
Da die Literatur für einen Kontrabass bereits extrem überschaubar ist, musste Dominik Wagner entsprechende Literatur für das Quartett und seine solistischen Beiträge erst erarbeiten. Heraus kam ein bunter Strauß von Werken, die man in anderer Besetzung bereits im Ohr hat. Als Ensemble-Stücke dienen Rheinbergers berühmtes Abendlied, zwei Bruckner-Motetten, das Adagio aus der Neunten von Dvořák, Barbers Adagio for Strings, Queens Bohemian Rhapsody und Joey Tempeys Final Countdown.
Wagner selbst kreuzt die Klingen mit seinen höheren Streicherkollegen indem er sich an zwei Schlüsselwerke J. S. Bachs heranwagt: die Violin-Chaconne aus BWV 1004 und die komplette erste Cello-Suite
Brillanz in gar nicht einmal so tiefer Lage
Wer sich von dieser Aufnahme ein reines Bass-Gewitter erwartet könnte enttäuscht werden. Rheinberger, Barber und Bruckner klingen wie von einem englischen Gamben-Consort interpretiert, was den Kenner nicht verwundert, da der Kontrabass ja immer noch eine vergrößerte Bassgambe ist. Dass man mit ihm aber auch prima eine E-Gitarre imitieren kann, zeigen die beiden Schlussnummern.
Ob man die Chaconne unbedingt auf dem Kontrabass interpretieren sollte, ist Geschmackssache. Hier muss selbst ein Virtuose wie Dominik Wagner das Tempo erheblich reduzieren. Geiger benötigen 12 Minuten, was manchem Hörer bereits lang erscheinen kann, Wagner braucht 16:15, was den Trauerrand dann nochmals verbreitert. Hingegen gelingt ihm Cello-Suite mit feiner Phrasierung, tänzerischer Verve und abwechslungsreicher, stilsicher-sprechender Artikulation ungleich besser,
Der exzellente Booklet-Text von Dominik Wagner und eine überzeugende Klangtechnik, die das Overdubbing beim 6-stimmige Rheinberger geschickt verbirgt, runden den positiven Eindruck ab.
Fazit: Ein durchaus interessantes und originelles Album, das sich auch gut für Ratespiele in musikalischer Runde eignet. Nur wegen der arg langstieligen Chaconne, muss ich auf eine Empfehlung verzichten.
Thomas Baack [02.01.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Josef Gabriel Rheinberger | ||
1 | Abendlied (aus: Drei geistliche Gesänge op. 69) | 00:02:32 |
Anton Bruckner | ||
2 | Locus iste (Graduale) | 00:02:51 |
3 | Christus factus est (Graduale) | 00:04:20 |
Johann Sebastian Bach | ||
4 | Ciaccona aus Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 | 00:16:15 |
Antonín Dvořák | ||
5 | Largo aus Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 | 00:09:57 |
Samuel Barber | ||
6 | Adagio for Strings op. 11 | 00:06:03 |
Johann Sebastian Bach | ||
7 | Suite Nr. 1 G-Dur BWV 1007 für Violoncello solo | 00:18:19 |
Freddie Mercury | ||
13 | Bohemian Rhapsody | 00:06:11 |
Joey Tempest | ||
14 | The Final Countdown | 00:05:07 |
Interpreten der Einspielung
- Dominik Wagner (Kontrabass)
- Christoph Wimmer (Kontrabass)
- Herbert Mayr (Kontrabass)
- José Trigo (Kontrabass)