Mythen
Strauss Schumann Szymanowski
Ars Produktion ARS 646
1 CD • 66min • 2022
31.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Violinsonate op. 18 aus dem Jahr 1887 ist das letzte der frühen Kammermusikwerke von Richard Strauss (1864 –1949) und zugleich eine Komposition, in der die Einflüsse von Wagner und Brahms sich mit der schon typisch Strauss’schen Tonsprache verbinden. Der spätromantische Duktus herrscht in allen drei Sätzen vor. Die jungen, in Köln geborenen Interpreten Linda Guo (Violine) und Yuhao Guo (Klavier) widmen sich mit Akribie und Elan dem interessanten Stück und bieten eine Darstellung aus einem Guss. Etwas problematisch ist nur die unterschiedliche Tongebung der Geschwister: der gewandte Pianist greift vor allem in den Forte-Passagen allzu hart in die Tasten, so dass der zarte Ton der Geigerin ein wenig ins Hintertreffen gerät. Doch dafür entschädigt die ausdrucksvolle Gestaltung der melodisch ausgreifenden Stellen, und im Mittelsatz, der als „Improvisation“ bezeichnet ist, können die Beiden ihre Fähigkeit zu expressivem, ausbalanciertem Spiel beweisen. Das Finale begeistert durch tänzerischen Schwung.
Romantische Entdeckungen
Clara Schumann (1819–1896) hat die meisten ihrer Kompositionen vor und während der Ehe mit Robert Schumann komponiert, zuletzt die drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22. Die beiden Guos vertiefen sich innig und fein abgestimmt in die ausschwingende Melodik der Stücke, die man als Lieder ohne Worte bezeichnen könnte. Die dritte Romanze mit der Vorschrift „Leidenschaftlich schnell“ glänzt zudem durch den pianistisch dankbaren Klavierpart.
Votum für einen ganz eigenen Meister
Besonderes Lob verdienen Linda und Yuhao Guo für ihre Interpretation der Mythen op. 30 aus dem Jahr 1915 von dem polnischen Meister Karol Szymanowski (1882–1937). Die zwischen Impressionismus und Expressionismus angesiedelten Stücke, die auf Themen aus der griechischen Mythologie anspielen, sind nicht nur technisch äußerst anspruchsvoll, sie erfordern auch einen ganz speziellen Klangsinn. Die Geigerin meistert den mit Doppelgriffen, Flageoletts und Trillern gespickten Violinpart mit Eleganz und der Fähigkeit, weite Spannungsbögen zu ziehen. Und der Pianist weiß seinen Part virtuos und zugleich farbenfroh anzulegen, als wolle er die Geschichten von Arethusa, Narciss, den Dryaden und Pan dem Zuhörer unmittelbar nahebringen. Mit Recht schreibt Yuhao Guo in seinem Beiheft-Kommentar, dass das Werk Mythen mehr Aufmerksamkeit verdient. Und dies gilt eigentlich für das gesamte, nicht sehr umfangreiche Schaffen von Karol Szymanowski.
Prof. Klaus Trapp [31.10.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Sonate Es-Dur op. 18 für Violine und Klavier | 00:30:40 |
Clara Schumann | ||
4 | Romanze Des-Dur op. 22 Nr. 1 für Violine und Klavier – Andante molto | 00:03:45 |
5 | Romanze g-Moll op. 22 Nr. 2 für Violine und Klavier – Allegretto, mit zartem Vortrge | 00:02:53 |
6 | Romanze B-Dur op. 22 Nr. 3 für Violine und Klavier – Leidenschaftlich schnell | 00:04:30 |
Karol Szymanowski | ||
7 | Mythen - Drei Dichtungen op. 30 für Violine und Klavier | 00:24:14 |