The German Album
J.S. Bach | G. Ph. Telemann | SJ Hanke
Verità Baroque Ensemble

Evil Penguin Classic EPRC 0052
1 CD • 77min • 2022
19.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das 2020 gegründete, international besetzte, fünfzehnköpfige Barock-Ensemble Verità widmet sich in seinem Debüt-Album der deutschen Barockmusik. Der lesenswerte Einführungstext in englischer Sprache weist darauf hin, dass die ausgewählten Kompositionen von J.S.Bach und G.Ph.Telemann zwischen gelehrtem und galantem Stil angesiedelt sind und dass sie zudem italienische und französische Einflüsse spiegeln.
Bach im Geist der Zeit
Die Aufnahmen der vier Werke entstanden in verschiedenen deutschen Barockschlössern, wohl um den auf historischen Instrumenten spielenden Interpreten Eindrücke vom Geist der Zeit zu vermitteln. So wurde das fünfte Brandenburgische Konzert BWV 1050 von Johann Sebastian Bach im Schloss zu Köthen eingespielt. Führend, wie bei allen vier Werken, ist die Traversflötistin Taya König-Tarasevich, die zusammen mit dem Cellisten Bartolomeo Dandalo Marchesi die Gründung von Verità initiierte. Sie duettiert eindringlich und präzise mit dem Geiger Guglielmo Dandolo Marchesi, während der Cembalist Alexander von Heißen den virtuosen Cembalopart routiniert gestaltet. Bemerkenswert ist die große Kadenz im Kopfsatz, der als Novum Takte aus der Frühfassung zugefügt werden. Der Solist spielt die Kadenz mit kleinen agogischen Freiheiten und mit Verzierungen, die durchaus im stilistischen Rahmen bleiben. Der Elan des jungen Ensembles prägt die gesamte Aufnahme.
Zwischen Tanz und Pomp
In Bachs h-Moll-Suite BWV 1067 steht die Traversflöte noch mehr im Vordergrund, so dass fast der Eindruck eines Solokonzerts entsteht. Der Tanzcharakter der Einzelsätze wird betont, ohne dass Bachs typische kontrapunktische Arbeit unterbelichtet bliebe. Die Ouvertüre im französischen Stil wird zügig, ohne übertriebenen Pomp exekutiert.
Telemann als brillanter Könner
Im Concerto für Flöte, Violine und Violoncello in A-Dur TWV53:A2 aus der Tafelmusik wird der Weltmann Georg Philipp Telemann als brillanter Könner präsentiert. Das Ensemble strahlt Spielfreude aus, wobei sich vor allem Flöte und Violine im amüsanten, galanten Wechselgespräch engagieren. Die Tempokontraste zwischen den vier Sätzen werden sinnvoll zur Spannungssteigerung genutzt. Eine brillante Leistung! Ähnliche Qualitäten kommen auch der Interpretation der Sonata II in g-Moll aus Telemanns „Pariser Quartetten“ zugute. Dass der Komponist in seiner zupackenden Tonsprache hier bereits dem „Sturm und Drang“ entgegen strebt, wird durch die lebhafte und pointierte Wiedergabe besonders deutlich.
Moderner Nachklang
Als aktuelle Zugabe wirkt das Stück Starfish Rebellion II vom jungen deutschen Komponisten SJ Hanke. Das sechsminütige Stück klingt wie ein moderner Telemann, grundiert von motorischen Rhythmen, die durch Synkopen aufgeheizt werden. Trotz der eingestreuten Dissonanzen bleibt der tonale Grundton spürbar. Der aufgelockerte Schluss sorgt für Überraschungen, die vom Ensemble – wie das ganze Opus – mit Esprit serviert werden. Das Booklet ist üppig ausgestaltet, doch vermisst man die übliche Nummerierung der Tonspuren für die Einzelsätze.
Prof. Klaus Trapp [19.10.2023]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050 | 00:21:01 |
Georg Philipp Telemann | ||
4 | Konzert A-Dur TWV 53:A2 für Flöte, Violine und Violoncello | 00:21:00 |
Johann Sebastian Bach | ||
8 | Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 | 00:18:40 |
Georg Philipp Telemann | ||
15 | Sonata Seconda g-Moll TWV 43:g1 | 00:11:21 |
Stefan Johannes Hanke | ||
19 | Starfish Rebellion II | 00:06:10 |
Interpreten der Einspielung
- Verità Baroque Ensemble (Ensemble)