Wolfgang Amadeus Mozart
Piano Concertos Nos. 9 & 24
Ondine ODE 1414-2
1 CD • 62min • 2021
02.11.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es gibt Pianisten, die spielen Mozart richtig. Es gibt Pianisten, die spielen Mozart richtig und gut. Und es gibt Lars Vogt: Der spielt Mozart so, dass man als Zuhörer glücklich wird. Im Booklet formuliert es der Tonmeister Christoph Franke so: „Ich dachte, es kann doch gar nicht sein, dass jemand so wunderbar und so Glück-verströmend spielen kann!“ Als Lars Vogt diese beiden Mozart-Klavierkonzerte aufnahm, wusste er von seiner Krebsdiagnose, kämpfte mit Chemotherapie dagegen an, starb aber im Jahr nach dieser Aufnahme. Den Reinschnitt hat er nicht mehr gehört. Freundlich lächelt er vom Cover – und selig lächelt man, wenn man die CD anhört.
Erzähllust und Mitteilungsdrang: Schöner geht’s nicht
Man weiß nicht, wie es Lars Vogt macht, es reicht, dass er’s macht und dass er’s so macht: ganz einfache Akkordfolgen und Skalen so mit Bedeutung aufzuladen. Er vibriert vor Erzähllust und Mitteilungsdrang, ein beseeltes Drängen charakterisiert sein Spiel, das sich in redender, sprechender, leicht dramatischer, also handelnder Phrasierung äußert, in einer immer wieder überraschenden, freudigen, ja bisweilen spitzbübischen Art, eine Phrase auszuspielen, vor allem in den Finalsätzen. Sein Spiel ist ein immer singendes Allegro, ein natürlicher Fluss: Es ist die Ruhe des ständigen Fließens. Vor allem ist es ein klares Spiel, das einen immensen Gefühlsreichtum zeigt. Intellekt und Gefühlstiefe sind da zu höherer Einheit nicht nur verbunden, sondern gesteigert: Schöner geht’s nicht.
Vogt trumpft auf, wo nötig, wird zärtlich, wenn es wehmütig wird, verwechselt das c-Moll-Pathos im Andantino von K. 271 nicht mit Schwerfälligkeit, lässt das Pathos gleichsam auf leichten Füßen schreiten, gestaltet dann in der Kadenz ein fatal-zwingendes Legato bis fast zum Stillstand der Musik und einem tief elegischen Triller. Das Larghetto im c-Moll-Konzert nimmt er eben nicht mit Largo-Larmoyanz, sondern legt da all seine Zärtlichkeit und reine Menschlichkeit hinein: Es ist die grandiose Einfachheit und höhere Heiterkeit, die direkt zur Seligkeit führt.
Gegenseitiges Durchdringen und Durchfühlen
Vorsicht ist immer geboten, wenn der Pianist gleichzeitig der Dirigent ist – hier jedoch nicht. Herrlich sind die Bläser, auch der freudig herausblühende Klang der Holzbläser, in den Gesamtklang eingebunden, das Orchester ist äußerst reaktionsschnell, spielt luftig-federnd, jauchzt bisweilen leise dazu oder – um jetzt doch ein bisschen pathetisch zu werden – betet leise mit, begleitet oft ganz behutsam, ja beschützend. Es ist ein wohltuendes In-eins-Fühlen des Pianisten mit dem Orchester, ein gegenseitiges Durchdringen und Durchfühlen.
Außergewöhnlich gut ist auch die Klangqualität: Ich weiß nicht, wie es der Tonmeister gemacht hat, aber man hat als Hörer den Eindruck, nicht nur mittendrin im Geschehen zu sitzen, sondern gleichzeitig alles von außen zu hören. Das Klangbild ist aufgelichtet hell, die Bläserstimmen sind leicht geschärft, die Bässe sind hervorgehoben, aber grundierend und nicht grummelnd.
Alles in allem: Wenn ich könnte, würde ich die doppelte Punktzahl vergeben für diese Aufnahme, die einfach glücklich, ja selig macht.
Rainer W. Janka [02.11.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur KV 271 (Jeunehomme) | 00:32:05 |
4 | Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll KV 491 | 00:29:17 |
Interpreten der Einspielung
- Orchestre de Chambre de Paris (Orchester)
- Lars Vogt (Klavier, Dirigent)